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haupt, ausser bei kostbaren] oder für die Erscheinung an sich vor-
tbeilhaften, Material lässt man demselben in der Architektur und
Kunstindustric die reine Naturfarbe, sondern begnügt sich, selbst
bei möglichster Wahrung des Princips, das natürliche Gefüge des
llolzes in Fenstereinfassungen und Thüren durch eine Beize von
fremder Farbe durchscheinen zu lassen, (indess man häufig auch
beide Weiss streicht), halt den Mauerbewurf in den Grünzen der
überhaupt vorkommenden Steinfarbcn, vermeidet also namentlich
entsehiedenes Grün und Blau, ohne übrigens die wirkliche Farbe
des Materials zu beachten, und lässt grosse Werkstücke im Unter-
bau in ihrer natürlichen Grösse ohne Ueberzug paradiren. In vie-
len Werken der Kunstindustric aber kümmert man sich überhaupt
wenig um die Regel, die natürlicheFarbe des lllatcrials festzuhalten;
Tassen, Kaffecbretcr, Büchereinbünde kommen in allen Farben
vor, der japanische Lack überzieht gleichgültig Holz und Blech,
und ich wüsste nicht, Woher der Regel eine so despotische Kraft
käme, es zu xivehren. Meincrscits scheint mir in Betreff (ilerselben
überhaupt Folgendes zu gelten:
Es gefallt uns (allerdings allgemeingesprochcn, einer Sache
gleich anzusehen, woraus sie gemacht ist, gehört aus gewissem
Gesichtspuncte zur Charakteristik derselben; auch kann man das
Interesse daran auf das der Wahrheit und Klarheit zurückführen.
Aber dicss Interesse ist in Bezug auf das Material bei Werken der
Architektur und Kunstindustriee kein so fundamentales und andren
Interessen gegenüber, die sich auch geltend machen können, über?
all durchschlagende-s, dass cs nicht in Conflict damit auch nach-
geben könnte, und oft genug nacligeläen müsste; ja die Thatsache
selbst, dass es so oft geschieht, geschehen muss, sollte abhalten,
so viel Wesens von der normgebtenilen Kraft des Prineipes zu
machen, als hier und da geschieht. Bei vielen Gegenständen ist
es uns in der That sehr gleichgültig, Woraus, mimlestens aus wel-
cher besondern Art des llletalles, llolzes, Steins sie gemacht sind,
und hat es also auch kein Interesse, es ihnen anzusehen; genug,
wenn sich ihnen nur nicht ansehen lasst, dass sie aus etwas ge-
radezu Zweckwidrigem gemacht sind. Also wird man auch, wenn
von einer Polyehromie in dcrArchitc-ktur die Bede sein soll, meines
lirzielitens dem Princip nicht in übergeordneter Wfeise, wie z. B.
Magnns in s. Schrift DDlÜ l)oly'clii'omice, sondern in mehr unter-
geordneter Weise Bechntmg zu tragen haben, und z. B. Säulen-
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