Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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aufgestellten rechtfertigen lassen; 
wird doch blos in Erfahrungen 
können. 
eine sichere Entscheidung aber 
der Zukunft gesucht wwwerden 
Selbst gestehe ich offen, dass, wenn ich eine klassische Mar- 
mor- oder Gipsstatue in ihrer reinen ungebrochenen Weisse vor 
mir sehe, ich mir nicht einmal vorstellig machen kann, dass sie 
durch irgend eine, sei es der Natur abgclauschte, sei es kunstvoll 
componirte Weise der Bemalung gewinnen könne, dass sie nicht 
vielmehr durch die zugefügte Buntheit ihren so zu sagen keuschen 
Reiz verlieren, und die Farbe nicht wirklich den Eindruck des 
reinen Zuges der Gestalt stören würde. Wiegt nicht aber diese 
directe Aussage des Gefühls stärker, als alle hiegegen vorgebrach- 
ten Verstandesgründe? Vielleicht; und eben wegen dieses Gefühls 
mag ich keine sichere Entscheidung fällen. Dennoch glaube ich, 
dass wenig auf dasselbe zu geben. Denn nach der Weise, wie 
ich sonst solche Gefühle entstehen sehe, könnte es die einfache 
natürliche Folge davon sein, dass ich bisher nur in sich vollendete 
weisse Statuen und nur sehr unvollkommne bemalte gesehen habe; 
Wäre das Umgekehrte der Fall gewesen, so möchte sich auch der 
Erfolg umgekehrt haben. Vermag ich doch vom Menschen selbst, 
den ich immer nur farbig gesehen, die Farbe selbst in der Vor- 
stellung nichtüabzuziehen, und finde mich bei seiner Betrachtung 
durch die Farbe nicht gestört. 
2) Architektur. 
Bekanntlich besteht in Betreff der polychromen Architektur 
nicht minder eine Controverse als in Betreff der polyehromen 
Sculptur; doch will ich mich über jene nicht so weit verbreiten, 
als es über diese geschehen ist. Auch in der Farbigkeit der 
Architektur ist die antike Welt weiter gegangen, als man lange ge- 
glaubt, dass sich aus Geschmaeksrücksichlcn gehen lasse, bis ent- 
scheidende Thatsachen den Beweis für die farbenreiche Architektur 
der Alten geliefert und dadurch die Frage angeregt haben, 0b ihre 
Verwerfung unsrerseits berechtigt sei. l-lienarh ist die Frage mehr- 
fach discutirt worden, kann aber Jedenfalls durch hlosse Berufung auf 
die antike Architektur eben so xxrenig sicher entschieden werden, 
als in Beizug auf die Sculptur, und zwar aus entsprechenden Grün- 
den. Ohne nun in die Discussion der ganzen Sachlage der Frage
	        
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