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Gliederung und Uebersicht geleitet. Wie weit die Gränzen in
diesem Sinne gesteckt waren, welche Normen dabei im Einzelnen
befolgt wurden, hat noch nicht festgestellt werden können. Man
sieht-wohl, dass das besonders mit Farbe bedacht werden ist, was
als mehr äusserliches Beiwerk gilt, Gewänder und Beschuhung, an
den Kleidern wieder Einfassungen und Säume, Waffen und Stäbe.
Auch vom menschlichen Körper sind es gewisse Theile, Haupt- und
Barthaar, Augen und Lippen, die regelmässig durch Farbe hervor-
gehoben werden. Bei dieser Behandlungsweise mag wohl die alt-
überkommene 'I'radition mit eingewirkt haben, die nach der Weise
griechischerKunstentwickelung nicht beseitigt, sondern umgebildet
und verfeinert wurde; dass sie durchgreifend war, geht aus veri
wandten zusammenstimmenden Erscheinungen hervor. Auch in
der Plastik in Metall tritt die Polychromie hervoina
S0 gut sich nun ausnehmen mag, was Jahn als Motivirung
der antiken Polychromie der Statuen verbringt und ähnlich
äussern sich Andre darüber gestehe ich doch, dem Thatbestand
gerade ins Auge sehend, mir keine Vorstellung machen zu können,
wie eine Statue, an welcher Haare, Lippen, Augen, Gewänder,
Waffen u. s. W. bemalt, die nackten Fleischtheile aber unbemalt
gelassen wurden, einen irgendwie erträglichen Eindruck zu machen
vermag und je zu machen vermocht hat; man denke nur: ein
marmorweisses Gesicht mit bemalten Lippen und Augen; ferner
wie es zu reimen ist, dass die sonst als allgemein gültig angesehene
Regel, die Nebensachen nicht vor den Hauptsachen hervorzuheben,
Kleider, Stiume, Haare vor den nackten l-laupttheilen des Körpers,
hier geradezu soll auf den Kopf gestellt werden sein. Nun liesse
sich wohl fragen, wenn die Alten einmal so weit in Bemalung von
Statuen giengen, als zugestanden ist, ohne dass feststeht, wie
weit überhaupt: ob sie nicht bis zur vollen Bemalung gegangen
sind, und die Farben zur Bemalung des Nackten nur die leichtest
verlöschlichen waren. In der That sind Manche geneigt, zu glau-
ben, ob nach positiven Anzeichen weiss ich nicht, dass die
Alten auch dem Fleische einen gewissen Farbenton gaben, doch
nur etwa um das grelle Weiss des Marmors wohlthätig abzutönen,
nicht aber um die Naturfarbe des Fleisches nachzuahmen. Kurz
man giebt die Bemalung so weit zu, als man sie nicht. glaubt ab-
leugnen zu können, und wehrt sich nur standhaft und__cndgültig