Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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allen Zeiten die Regel gewesen ist. Die Einwirkungen der Luft 
und noch mehr der Erde auf die Oberfläche des Marmors zeigen 
sich besonders der Farbe verderblich, so dass diese meistens ganz 
oder bis auf einzelne Spuren verschwunden sind. Und selbst wenn 
dergleichen beim Aufgraben noch deutlich erkennbar sind, so ver- 
lieren sie sich gewöhnlich bald an der frischen Luft. Wer in eine 
neugeöffnete etruskische Grabkammer eintritt, wird überrascht 
durch den bunten Farbensohmuck, in welchem die Reliefs der 
Sarkophagc prangen; nach einigen Jahren sind in den Museen 
meist nur noch vereinzelte Spuren wahrzunehmen.   . Sehr häufig 
hinterlässt die auf den Stein aufgetragene Farbe, auch nachdem 
sie verschwunden ist, eine eigenthümlich veränderte",Oberfläche, 
welche für Ansicht und Gefühl den unzweifelhaften Beweis ehe- 
maliger Färbung herstellm   . 
vDie Tunica des Augustus ist carmoisinroth, der Mantel pur- 
purroth, die Franzen des Harnisches gelb; an den nackten Körper- 
theilen sind keine Farbenspuren zu bemerken, mit Ausnahme der 
Bezeichnung der Pupille durch gelbliche Farbe; auch das Haar lässt 
keine Farbe erkennen. Mit besonderer Sorgfalt sind aber die Re- 
liefverzierungen des Harnisches, dessen Grundfläche farblos ge- 
blieben ist, colorirtmt 
 nVOF Allem bestätigt sie (die Statue), was sich aus überein- 
stimmenden Ueberlieferungen auch sonst entnehmen liess, dass es 
bei Anwendung derFarbe keineswegs darauf abgesehen war, durch 
eine durchgeführte Nachahmung der wirklichen Farben die Illusion 
zu erhöhen, die eigenthümlichen Effecte der eigentlichen Malerei 
mit denen der Sculptur in Goncurrenz zu setzen, sondern durch 
die Farbe die charakteristischen Wirkungen der Plastik zu erhöhen. 
Die Malerei ist daher nicht schattirt, da die Sculptur durch ihre 
Formen diese Wirkung hervorbringt; reine Farben in beschränkter 
Auswahl  hier ist Both in verschiedenen Nüancen, Blau und 
Gelb angewandt  sind neben einander gesetzt, und offenbar war 
eine dem Auge wohlthuende harmonische Wirkung solcher mit 
einer gewissen symmetrischen Abwechslung vertheilten Farben ein 
Hauptaugenmerk dieser Technik. Ausserdem aber sollte der Reiz, 
welchen die durch Farbe ausgezeichneten Theile übten, auch zu 
einer leiehtern und präciseren Auffassung führen; bedeutende 
Einzelheiten wurden kräftig hervorgehoben, Merkmale der künst- 
lerischen Anordnung bezeichnet, das Auge gewissermassen zur
	        
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