Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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halt zuzugestehen, als sie nun eben an antiken Statuen aus guter 
Zeit statt gefunden, nur nicht weiter, Alles aber scheint ja daran 
nicht gemalt werden zu sein,  theils aber auch, um vielmehr den 
eigenen Geschmack zu retten, zu sagen: waren die Alten in den 
meisten Beziehungen des Geschmacks mustergültige Lehrer des 
unsern, so sind wir hingegen in manchen über sie hinausgeschritten 
und verwerfen richtiger die ganze Malerei an Statuen; sie mag bei 
ihnen traditionelle Motive gehabt haben, welche für uns nicht be- 
stehen oder nicht massgebend sein können.  Oder auch, da die 
Untersuchungen über die Polychromie der Statuen wie Architektur 
bei den Alten doch noch nicht abgeschlossen sind, wundert man 
sich vorläufig nur über den bunten Geschmack der Alten, so weit 
etwas davon bekannt ist, lässt ihn aber dahingestellt, und ver- 
schiebt ein endgültiges Urtheil bis auf noch genauere Unter- 
suchungen darüber. Nach Allem aber findet man keinen Anlass, 
die Alten in der Malerei der Statuen nachzuahmen, und so bleibt 
sie, wie in der Hauptsache theoretisch, so auch factisch und prak- 
tisch, unter uns verwerfen. 
Zur Orientirung über den Sachverhalt der antiken Polyehromie 
von Statuen mag es nützlich sein, unsrer weitern Besprechung 
folgende Stellen aus einer Abhandlung von O. Jahni"), einem der 
gründlichsten Kenner in diesen Dingen, vorauszuschicken, Welche 
mit besonderer Beziehung auf eine, im J. 4863 in der sog. Villa 
der Ciisaren beiBom aufgefundene, polychrome Marmorstatue (les 
Augustus verfasst ist. H) 
nWas die Statue auf den ersten Blick merkwürdig macht, das 
ist die durchgängige Anwendung der allenthalben deutlich erhal- 
tenen Farbe. Dadurch Wird sie ein besonders lehrreiches Beispiel 
der polych rom cn S culptur, und wenn es auch, um die That- 
sache zu constatiren, keiner Belege mehr bedarf, ein sehr willkom- 
mener. Hat man der mittelalterlichen Sculptur gegenüber ihre 
Vielfarbigkcit zum Argument ihrer Barbarei gemacht, so muss jetzt 
als ausgemacht gelten, dass sie auch für die griechische Kunst zu 
T) Grenzboten 4868. N0. 3. S. 84 ff. 
M) Eine Zusammenstellung der Stellen, welche in alten Schriftstellern 
auf Pnlychromie von Statuen und Architektur beziehbar sind, findet sich in: 
"Kugler, über die Polychromie der griechischen Architektur und Sculptur und 
ihre Gräinzeiyu und hieraus in Kuglers Museum 4835. 110. 9. u. 40. 
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