492
Exemplare überhaupt nach ihren Abweichungsverhältnissen von
diesem Werthe normiren kann. Welches dieser Werth für jede
Klasse und Abtheilung sei, lässt sich a priori nicht bestimmen;
ebensowcnig wie sich die Kerngränzen nach beiden Seiten verhalten ;
hat man aber die Bestimmungen für Beides (oder äquivalente Be-
stimmungen) aus der Erfahrung entnommen, so lässt sich dann
allerdings auf Grund allgemeiner Zufallsgesetze (mittelst einer Er-
weiterung des Gaussischen Gesetzes zufälliger Abweichungen) das
Gesetz angeben , nach welchem die Seltenheit der Exemplare mit
der verhältnissmäissigen Grösse dGPAhVVBiK hung vom Normalwerthe
wächst, worüber no. (5 (ler Anhangs-Abhandlung (las Nähere
enthält.
XXXIV.
Ueber die Frage der farbigen (polyehrolnen)
Seulptur und Architektur.
l. Sculptur.
Die Frage der farbigen, bemalten, polychromcn Statuen, d. h.
die Frage nach der Slatthaftigkeit von solchen, oder den Gründen
ihrer Verwerfung, obwohl an sich von sehr specialer Natur, gewinnt
doch dadurch ein allgemeineres ästhetisches Interesse, dass sie
eine der auffälligsten Abweichungen der Kunst von der Natur be-
trifft, und zur allgemeineren Erwägung der Motive solcher Ab-
weichungen anregt.
Von vorn herein sollte man meinen, die Bemalung der Statuen
müsse als selbstverständliche Regel gelten; nirgends doch sieht
man marmor- oder gipsweisse Menschen; wie konnten die Künstler
darauf kommen, solche nachzubilden i? Ursprünglich kamen sie auch
nicht darauf, denn die nach menschlichem Bilde geformten Götter-
bilder roher Nationen sind wohl überall bemalt, und noch jetzt
möchte Niemand einem Kinde eine unbemalte Puppe schenken noch
dieses sich an einer solchen erfreuen. Jedenfalls gehört schon eine
Art von Arbeitstheilung Seitens der Kunst dazu, die Farbe von der
Gestalt abzuziehen, jene auf die Leinwand zu werfen, diese farben-
nackthinzustellen; nichtminderunstreitig eine gewisse Gewöhnung,
es sich von der Kunst gefallen zu lassen und endlich zu federn. Die