Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Dass bei monumentaler Darstellung eine Vergrösserting der 
natürlichen Dimensionen dienen kann, die Bedeutung eines Mannes 
so zu sagen sinnlich auszuprägen, bedarf keiner Ausführung. Dass 
man aber ein Porträt lieber viel kleiner als angenähert zur natür- 
lichen Grösse darstellt, hat den Grund, dass die angenäherte Grösse 
mit der wirklichen Grösse verwechselt werden könnte. 
Bei Landschaften ist von vorn herein selbstverständlich, dass 
auf die Darstellung ihrer Naturgrösse verzichtet werden muss, und 
man sollte hier den Massstab der inneren Bedeutung auch am rein- 
sten anwendbar zur Bestimmung der äussern Grösse halten; aber 
es ist überhaupt schwer, den Massstab der Bedeutung hier ver- 
gleichbar anzulegen ; indem die Weise wie der landschaftliche Ein- 
druck zu Stande kommt, wenig vergleichbar mit dem von andern 
Kunstwerken- ist. Immerhin kann man es für den ersten Anblick 
auffallend finden, dass (nach den Ergebnissen des Anhangs-Ab- 
schnittes) durchschnittlich die Landschaft etwas grösser als das 
Genrebild ist; denn man kann doch nicht umhin, das Interesse am 
Menschlichen für bedeutender zu halten, als an der äussern Natur. 
Aber wieder giebt es hier einen Contlict. Die Landschaft bedarf 
allgemeingesprochen einer grossen Ausbreitung von Gegenständen, 
um überhaupt einen Eindruck zu machen; ein Genrebild kann 
sich durchschnittlich mehr ins Kurze ziehen. 
l Diess sind Beispiele, wie die Regel, die verhaltnissmassigc 
Grösse der Bilder ihrer verhältnissmässigen Bedeutung anzupassen, 
durch manche äussere und innere Ursachen Ausnahmen erleiden 
kann; indess sie immer insoweit bestehen bleibt, als Gründe zu 
solchen Ausnahmen nicht bestehen. 
Manche Klassen von Bildern sind geneigt sich vielmehr nach 
der Höhe, andere sich mehr nach der Breite zu strecken; manche 
schwanken in weiten Grenzen um ihre mittlern Werthe, manche 
in engern; woran sich wohl noch weitere Betrachtungen knüpfen 
liessen, auf die ich doch nicht eingehen will, sofern sie nur lose 
mit dem ästhetischen Interesse zusammenhängen, indess man eine 
Unterlage dazu in den Massbestimmungen der Galleriegemälde, 
welche im letzten, dem Anhaugsabschnitte, mitgetheilt sind, finden 
kann, aus dem ich jedoch hier ein paar Resultate vorwegnehmen will. 
Unstreitig lässt sich bei keiner Bilderklasse von einer einzigen 
bestimmten Normal-Höhe und -Breite der Bilder in dem Sinne 
sprechen, dass Abweichungen davon als Fehler zu betrachten
	        
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