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kleiner Darstellung bedeutender Gegenstände, wenn schon sie nicht
den vollen Eindruck der grösseren Darstellung gewähren können,
wenigstens nicht verletzt, indess wir allerdings von der Kolos-
salität einer genrehaften Darstellung verletzt würden. Der Fehler
ins zu Kleine wird nämlich durch einen mit der Kleinheit wach-
senden äusseren Vortheil entschuldigt und mehr oder weniger ver-
gütet, der Fehler ins zu Grosse durch einen'mit der Grösse wach-
senden Nachtheil gesteigert. Mit wachsender Kleinheit nimmt die
Leichtigkeit und Billigkeit der Ilerstellung und Vervielfältigung
und die Geringfügigkeit des Baumanspruches zu, mit Wachsender
Grösse findet das Gegentheil statt. Da nun aus diesem äussern
Grunde überhaupt Gegenstände von bedeutendem Inhalte viel
öfter klein, als solche von unbedculendem Inhalte gross dar-
gestellt werden, so gewöhnt man sich auch leichter, jene Unan-
gemessenheit, als diese zu ertragen und durch die Vorstellung
zu corrigiren. Immerhin aber bleibt es wahr, dass ein Kunstwerk,
was seinem Inhalte nach gross zu sein verdiente, in verkleinerter
Darstellung wesentlich vom Eindrucke der Erhabenheit verliert,
den es bei vcrgrösserter machen würde, und zur vollen Entwicke-
lung des vortheilhaftesten Eindruckes, den es überhaupt zu ma-
chen vermag, nur durch eine angemessene Grossc gelangt.
Irgendwo findet. sich obenhin der Satz ausgesprochen, ein
tienrebild dürfe nicht über lt Quadratfuss Flache enthalten d). In
einer darüber gepflogenen Unterhaltung wandte Jemand hiegegen
die so viel grösseren Murilloschen Betlelbubeilbilder ein. Worauf
ein Andrer erwiederte, ja, das seien auch Bettelbuben von histo-
rischem Charakter. Offenbar aber machte er den Charakter der
Grösse, welchen historische Bilder sonst in Anspruch nehmen, hier
rückwärts zum Charakter des Historischen, denn ich wüsste nicht,
warum man jene Bilder sonst mehr historisch nennen sollte, als so
viele andre alte Genrebilder von kleinerem Formate, und wenn in
jenem Gespräch auch der bräunliche Ton derselben (ll6S6ll'lGl]3l"EllS-
ter entsprechend gefunden wurde, so dürfte man doch schwerlich
den Charakter des Historischen überhaupt an solche Acusserlieh-
keiten knüpfen. Nun aber fragt sich allerdings, weshalb man hier
die lebensgrossen Figuren nicht ebenso zu gross findet, als man
k) Am Schlusso dieses Abschnittes
hicfür substituirt werden können.
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genauere Bestinnn ux
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