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linden, ja besorgen können, dass es hei Darstellung in einem verkleinerten
Massslalse sich dem Eindrucke eines Genrehildos zu nähern anfange, woge-
gen die goldne Hochzeit, im Massstabe des Hussbildes ausgeführt, uns einen
Theil des idyllischen Charakters, der so viel zum Reize des Bildes beiträgt,
zu verlieren scheinen würde.
Der Grund unserer Stil-Regel dürfte ein doppelter sein. Ein-
mal tritt wegen der (iurohgreifenden Wechselbesiimmtheit aller
Momente des Geistes die äussere Grösse direct als mitbestimmender
Faetor für den Eindruck der innern auf, und steigert ihn dadurch.
Soll nun das Kunstwerk seinem Inhalte nach einen über das Ge-
wöhnliche erhabenen Eindruck machen, so wird derselbe durch
eine das Gewöhnliche übersteigende äussere Grösse nach diesem
Principe unterstützt. Soll es keinen machen, sondern aus an de-
rem Gesichtspunrto befriedigen und verschiedener Momente in
dieser Hinsicht haben wir oben gedacht so erscheint uns die
Bedeutung seines Inhaltes durch die ungewöhnliche äussere Grösse
unangemessen übertrieben. Bemerken wir dazu, dass die Kunst;
eines äusseren stilistischen Hülismittels, den Grad innerer Bedeu-
tung eines Gegei Standes zur angemessenen Geltung zu bringen,
viel mehr als die Natur bedarf, weil sie nicht wie diese die ganzen
Präcedentien, die ganze Umgebung und das ganze Leben des Ge-
genstandes mitgeben kann, welche uns diese Bedeutung verrathen.
Die äussere Grösse tritt also so zu sagen als symbolisches Substitut
dafür ein, und scheut sich sogar dabei nicht, die Naturwahrheit
aufs Gröbste zu verletzen, indem sie die Figuren und sonstigen
Bestandstücke ihrer Werke bald weit über bald weit unter ihrem
Naturmasse darstellt.
nES giebt, sagt einmal F. Kuglerfl, Gegenstände so grossar-
Ligen, hochtragischen Inhaltes, dass sie die volle Gewalt und Er-
hahenheit ihrer Existenz nur in einem gleich grossartigen Mass-
stabe aussprechen könnenß Er sagt es, indem er den so viel
mäehtigeren Eindruck, den Kaulhachs Hunnensehlacht, im Grossen
für die Gallerie des Grafen Baezynski ausgeführt, macht, mit dem
vergleicht, welchen der frühere kleinere Garten desselben Bildes
machte. Bei Modellen erhabener Bauwerke kann sogar der Eindruck
der Erhabenheit merklich ganz verloren gehen.
Zum vorigen inneren Grunde aber tritt ein äusserer. Bildern
Kuglers Museum.
Jahrg.