was
unbetheiligt zusieht, mit dem Zustande dessen, der für sein eigenes
oder andrer ihm Nahestehender Leben oder Eigenthutn zittert oder
in Mitleid für Andre aufgeht, und man wird sich sagen, dass nur
jener den Eindruck der Erhabenheit recht rein empfindet, dieser
denselben um so mehr entbehrt, je mehr er zittert; was nicht hin-
dert, dass er mitunter der Gefahr vergisst und dann doch auch die
Erhabenheit des Schauspieles geniesst; aber sofern er der Gefahr
dazu vergessen muss, kann die Furcht kein Ingrediens dieser
Empfindung sein. Also erscheint die Unlust der Furcht doch viel-
mehr als ein störendes, denn als ein wesentliches Moment des
Eindruckes der Erhabenheit.
Freilich steigt das Gefühl der Erhabenheit bei furchtbaren
Gegenständen mit der Furchtbarkeit, weil das Lustmoment dcr
Gewalt des Eindruckes damit steigt; aber nur nach Massgabe, als
es das Uulustmonlent der Furcht übersteigt, oder wechselnd damit
als Bewunderung illlftfltf, kann der Eindruck der Erhabenheit zur
Geltung kommen.
Auch fehlt es ja der Natur wie Kunst nicht an Beispielen, bei
denen die zur Erhabenheit erforderliche Grösse oder Stärke des
Eindruckes ganz unabhängig von Furchtbarkeit zu Stande kommt,
und man einen Hinterhalt von Unlust überhaupt nur einer 'l'heorie
zu Liebe hineintragen, aber mit allerYertiefung eines unbefangenen
Blickes nicht darin finden kann. Das Aufsteigen der Sonne am
Morgen oder des Vollruondes Abends über den Horizont, ein
sternenhcller Nachthimmel, der über Wolken gespannte Regen-
bogen, ein sanftbewegtes blaues Meer mit vielen Schiffen, ein go-
thischer Dom, gewähren solche Beispiele, wobei sich die Seele mit
reiner Lust ausweitet, und über die Kleinlichkeit und Zerstücke-
lung der gewöhnlichen Eindrücke erhebt. Ja, je fester uns der
gothische Dom zu stehen und in seinem Halt den Halt ewiger Ge-
setze zu repräsentiren scheint, worin unser eigener Halt mit be-
griffen ist, desto erhabener wird er uns sogar erscheinen; lass
die Furcht kommen, er werde über unsern Köpfen zusammen-
stürzen, und das Gefühl der Erhabenheit wird mit stürzen.
Burke hat den Satz: ndas Schrecken ist, in allen Fällen ohne Ausnahme,
bald sichtbarer, bald versteckter, das herrschende Principiuln des Erhebe-
nena; und er sucht diesen Satz in einer Häufung von Beispielen durchzu-
führen. Aber im Grunde stellt er damit doch eben nur zusammen, was zu
dem Satze passt; Beispiele vom Charakter der obigen müssen sich gefallen