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der Erhabcnheit als mit der Schönheit. S0 wenig sinnlicher VVohl-
klang allein Schönheit im höheren Sinne zu begründen vermag,
trägt er doch wesentlich zur Schönheit des Gesanges bei, und so
wenig man von Erhabenheiteinei"hlos sinnlichen Grösse in h öh e rm
Sinne wird sprechen können, trägt sie doch da, wo sie als Unter-
lage höherer Beschäftigung auftritt, wesentlich zum Eindrucke der
Erhabenheit bei.
Nicht minder als bei den grossartigen Natursceneu von activer
Erhabenheit spielt in den oben angeführten Beispielen passiver Er-
habenheit die Association ihre Rolle. Die sinnliche Oede der Glet-
scherregionen für das Auge thutls nicht allein; aber was knüpft
sich nicht Alles von so zu sagen _öden Vorstellungen daran, als:
Hier wächst nichts, hier lebt nichts, hier gedeiht nichts, hier ist
für menschliches Treiben keine Stätte; hier warst du sicher vor
einer Störung durch das Weltgetümmel; hier ist ewiger Friede;
hier ist die Wirkung und Wohnung eines über die Welteinzelheiten
erhabenen einsamen Geistes. Das sind nun unstreitig grossentheils
unlustvolle Associationen; und wer wird leugnen, dass uns
aus gewissen Gesichtspuncten eine solche Oede wirklich missfällt ;
ja sie würde uns überwiegend missfallen, wenn wir wüssten, dass
wir in dieser Oede, in der sich nicht leben lässt, doch leben sollten.
Da aber dieser Anspruch unsrer Vorstellung fern bleibt, so gewinnt
hiegegen die Lust des gewaltigen Eindrnckes, den die Pause im
blühenden Leben macht, leicht das zeitweise Uehergewieht, ein
Uebergewicht, was doch gar nicht nothwerdig eintritt, da der Ge-
schmack an solchen Gegenden so zu sagen erst ein Product der
neueren Romantik ist. (Vergl. Th. I. S. 342.)
Die Frage nach dem Lust- oder Unlustcharaktcr des Eindruckes
der Erhabenheit anlangend, so halten es bemerktermasseu Viele
zum Eindrücke der Erhabenheit wesentlich, dass sich Lust
und Unlust darin mischen, oder Lust nur als eine Art Beaction gegen
Unlust zu Stande komme, hauptsächlich auf Grund dessen, dass
das Furchtbare uns erhaben erscheinen kann, um so erhabener,
je furchtbarer es ist. Burke, Lcmcke, Kant betrachten sogar
Furchtbarkeit selbst als wesentlich zum Charakter des Erhabencn
überhaupt oder doch des dynamisch Erhabenen, und Furcht fällt
auf die Seite der Unlust. Ich meine aber doch nicht, dass man
Recht hat. In der That vergleiche man den Zustand dessen, der
einem empörten Meere oder vulkanischen Ausbruche gefahrlos und