Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Inzwischen ist damit, dass sinnliche Grösse und Stärke fresp. 
starker Abfall davon) nicht nothwendig zum Eindrucke der Er- 
habenheit ist, nicht gesagt, dass sie, wenn vorhanden, nichts dazu 
beiträgt. Zuvörderst thut sie es gewiss indirect, sofern alles sinn- 
lich Grosse und Starke nicht nur assoeiative Vorstellungen von 
grossen und starken Ursachen und Wirkungen rnitführt, sondern 
auch als Bild an andres Grosse und Starke erinnert. Namentlich 
sind alle starken Naturgewalten geeignet, associationsweise das 
Gefühl des Daseins eines über die momentane Aeusserung der Ge- 
walt hinausreichenden, mit dem Quelleunserer eigenen Lebens- 
kraft analogen, Quelles von Kraft anzuregen; und sofern wir uns 
selbst in kräftiger Aeusserung unserer Lebensthatigkeit lustvoll 
fühlen, überträgt sich auch ein Lustgefühl an die objective An- 
schauung solcher Aeusserung. Nur möchte ich mich dagegen 
erklären, dass das Gefühl der Erhabenheit hiebei blos auf dar 
associativen Erinnerung an analoge eigene Kraftliusserungen 
beruhe, da die Anschauung gewaltiger Scenen schon un mittel- 
bar eine starke Bethätigung unsrer Lebenskraft im Gebiete eines 
Sinnes auslöst, und die Association nicht minder Erinnerungen 
an starke Eindrücke, die wir erfahren, als starke Thatigkeiten, 
die wir äiussern, aufrufen kann. Warum also auf letzterer Seite 
der Association allein fussen. (Vergl. Th. I, S. 406 ff.) 
Gewiss ist, dass bei jedem nicht ganz rohen Menschen Asso- 
ciationsvorstellungen der einen oder andern Art eine Hauptrolle im 
Eindrucke der Erhabenheit spielen, und man kann selbst fragen, 
ob überhaupt noch von Erhabenheit zu sprechen, wenn alle Asso- 
ciatioilsvorstellungcn wegfielen, z. B. der Erscheinung des Vesuv- 
ausbruches die Vorstellung der ungeheuren Kraftc, die ihn be- 
wirken, der Wirkungen, die er aussert, der Tiefe, aus der er kommt. 
Jedenfalls wurde der blos sinnliche directe Eindruck durch seine 
Niedrigkeit sehr in Nachtheil gegen den durch die Assoeiation be- 
reicherten und erhöhten stehen ; auch ist der Begriff der Erbabenheit 
blos aus Fällen, wo Assoeiationen nicht fehlen, abstrahirt. Ander- 
seits aber finde ich beim Zusammenwirken directen und associativcn 
Eindruckes keinen Grund, die Wirkung, welche die starke, aus- 
gedehnte, einheitliche Beschäftigung eines Sinnes auf den Geist 
direct äussert, vom Eindrucke der Erhabenheit abzuziehen, 
um blos die Leistung der associativen Beschäftigung in Rechnung 
zu bringen; sondern meine, es ist in dieser Beziehung ähnlich mit
	        
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