173
Inzwischen ist damit, dass sinnliche Grösse und Stärke fresp.
starker Abfall davon) nicht nothwendig zum Eindrucke der Er-
habenheit ist, nicht gesagt, dass sie, wenn vorhanden, nichts dazu
beiträgt. Zuvörderst thut sie es gewiss indirect, sofern alles sinn-
lich Grosse und Starke nicht nur assoeiative Vorstellungen von
grossen und starken Ursachen und Wirkungen rnitführt, sondern
auch als Bild an andres Grosse und Starke erinnert. Namentlich
sind alle starken Naturgewalten geeignet, associationsweise das
Gefühl des Daseins eines über die momentane Aeusserung der Ge-
walt hinausreichenden, mit dem Quelleunserer eigenen Lebens-
kraft analogen, Quelles von Kraft anzuregen; und sofern wir uns
selbst in kräftiger Aeusserung unserer Lebensthatigkeit lustvoll
fühlen, überträgt sich auch ein Lustgefühl an die objective An-
schauung solcher Aeusserung. Nur möchte ich mich dagegen
erklären, dass das Gefühl der Erhabenheit hiebei blos auf dar
associativen Erinnerung an analoge eigene Kraftliusserungen
beruhe, da die Anschauung gewaltiger Scenen schon un mittel-
bar eine starke Bethätigung unsrer Lebenskraft im Gebiete eines
Sinnes auslöst, und die Association nicht minder Erinnerungen
an starke Eindrücke, die wir erfahren, als starke Thatigkeiten,
die wir äiussern, aufrufen kann. Warum also auf letzterer Seite
der Association allein fussen. (Vergl. Th. I, S. 406 ff.)
Gewiss ist, dass bei jedem nicht ganz rohen Menschen Asso-
ciationsvorstellungen der einen oder andern Art eine Hauptrolle im
Eindrucke der Erhabenheit spielen, und man kann selbst fragen,
ob überhaupt noch von Erhabenheit zu sprechen, wenn alle Asso-
ciatioilsvorstellungcn wegfielen, z. B. der Erscheinung des Vesuv-
ausbruches die Vorstellung der ungeheuren Kraftc, die ihn be-
wirken, der Wirkungen, die er aussert, der Tiefe, aus der er kommt.
Jedenfalls wurde der blos sinnliche directe Eindruck durch seine
Niedrigkeit sehr in Nachtheil gegen den durch die Assoeiation be-
reicherten und erhöhten stehen ; auch ist der Begriff der Erbabenheit
blos aus Fällen, wo Assoeiationen nicht fehlen, abstrahirt. Ander-
seits aber finde ich beim Zusammenwirken directen und associativcn
Eindruckes keinen Grund, die Wirkung, welche die starke, aus-
gedehnte, einheitliche Beschäftigung eines Sinnes auf den Geist
direct äussert, vom Eindrucke der Erhabenheit abzuziehen,
um blos die Leistung der associativen Beschäftigung in Rechnung
zu bringen; sondern meine, es ist in dieser Beziehung ähnlich mit