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durch die, unter dem einheitlichen Gesichtspunetc begriffene,
Mannichfaltigkeit den Geist nachhaltiger und lustvoller beschäfti-
gen, als es die einfache Gleichförmigkeit verinöchte, und durch
die Menge des Verknüpften die Grösse des Eindruckes selbst. be-
dingen oder steigern.
Also kann auch das Unzählbare, insofern es sich einheitlich
zusammenfassen lässt, einen erhabenen Eindruck machen, wess-
halb man von einer numerischen Erhabenheit spricht; und un-
streitig wird sowohl der Nachthiinmel durch seine zahllösen Sterne
als der gothische Dom durch seine zahllosen Zierrathen, insofern
sie einen einheitlichen Charakter tragen, nur um so erhabener.
Immer aber bleibt der einheitliche Charakter wesentlich dabei.
Freilich sind die Sterne nach keinem bestimmten Princip regel-
mässig geordnet; aber es ist wie bei der Marmorirung (Th. I. S. 62);
es geht doch ein einheitlicher Charakter durch ihre Vertheilungs-
weise durch, gegenüber der völligen Unregelmässigkeit, welche
statt finden Würde, wenn hier und da Haufen Sterne sich zusam-
menklumpten, dazwischen grosse leere Stellen blieben, hier grosse,
da kleine verschiedengestaltete Lichtflächen erschienen. Damit
Üele auch der Charakter der Erhabenheit des Sternenhimmels weg.
Nun fragt man vielleicht: müsste der Anblick des Sternen-
himmels dann nicht noch erhabener werden, wenn er ga nz regel-
inässig mit Sternen hesät wäre, sofern hiermit der einheitliche
Charakter der Vertheilung zur reinen und vollen anschaulichen
Geltung käme. Auch glaube ich, es würde von vorn herein der
Fall sein; wie sich denn unstreitig der Eindruck eines grossen
schwarzen Sammtmantels mehr dem erhabenen nähert, wenn
er regelmässig, als wenn er unregelmiissig mit goldenen oder sil-
hernen Sternen hesät ist. Aber eine und dieselbe leicht fass-
liche Begelmässigkeit am ganzen Himmel und alle Nächte Wieder-
zusehen, würde uns durch Monotonie bald ermüden, indess die Un-
regelmässigkeit, welche den einheitlichen Charakter der Verlheilung
vielmehr durchbricht_als zerbricht, unterstützt durch die wech-
selnde Stellung des Himmels gegen uns nach Nachtstunde und
Jahreszeit, einen monotonen Eindruck nicht aufkommen, vielmehr
uns so zu sagen den Himmel immer neu erscheinen und immer
Neues daran finden lässt. Die Sterne scheinen uns nicht mit der
Säemoschine, sondern aus der lebendigen Hand eines grossen Säe-
Enannes ausgeworfen, und ein stilles associatives Gefühl hievon