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doch allein davon ahzuhängen, da dazu der einheitliche Cha-
rakter des Eindrucks wesentlich mit gehört.
Inzwischen bedürfen diese Erklärungen theils noch der Er-
läuterung, theils Rechtfertigung entgegenstehenden Ansichten
gegenüber.
Wenn Kirchmann an dem Eindrucke, den das Erhabene
macht, nicht nur überhaupt nichts Lustvolles findet, sondern ihn
sogar dem lustvollen polar entgegengesetzt findet, und wenn
Burke und C. Hermann eine ähnliche Ansicht, nur in andrer
Wendung vertreten, so hängt das an Beschränkungen des Lust-
begritfes, die sich schwerlich allgemeine Geltung verschaffen wer-
den. lch denke, um ganz populär zu reden, wenn man jeden
Eindruck lustvoll nennt, den man gern hat, und bei fehlenden
Gegenmotiven sogar sucht, so wird man auch erhabene Eindrücke
vorwiegend lustvoll nennen dürfen. Auf die Frage aber, ob nicht
im Eindrucke des Erhabenen doch Unlust eine Rolle mit spiele,
komme ich unten.
Damit ein grosser oder starker einheitlicher Eindruck, wie er
zum Charakter der Erhabenheit von uns gefodert ist, überhaupt
entstehen könne, muss eine demgemässe Ursache dazu vorhanden
sein, und der Charakter der aufgezählten Ursachen entspricht die-
ser Federung. Häulig wird Ein fa chhe it zum Charakter der Er-
habenheit gerechnet, aber diess ist nicht streng zu nehmen; ein
Himmel voll schwarzer Gewitterwolken, ein sternenheller Nacht-
liimmel sind nicht einfach und können doch einen sehr erhabenen,
in ihrer Art sogar erhabenern Eindruck machen, als ein ganz blauer
Himmel, der übrigens im Grunde auch nicht einfach, sondern nur
gleichförmig ist; das aber pflegt man hiebei unter Einfachheit zu
verstehen. Statt Einfachheit, Gleichförmigkeit ist eben nur ein-
lieiliicher Charakter des Eindruckes das Wesentliche zur Erliaben-
heit. Nun ordnet sich das Gleichförmige dem Einheitlichen zwar
unter, und kann somit durch Grösse erhaben werden, insofern es
nicht langweilig wird, aber ordnet sich ihm doch nicht allein unter,
da vielmehr auch das Viele und Mannichfaltige unter einen an-
schaulichen oder ideellen einheitlichen Gesichtspunct treten kann
(vergl. Abschn. VI) ; und insofern es der Fall ist, widerstrebt es
nicht nur dem Eindrücke der Erhabenheit nicht, sondern kann so-
gar durch die Höhe des verknüpfenden Gesichtspunctes diesem
Eindruck selbst den Charakter einer grösseren Höhe erthcilen;