Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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blick gefangen nehmen, die Dauer des Genusses zu verlängern und 
den Genuss dadurch zu erweitern, dass man nach innern Motiven 
den associativen Eindruck selbstthatlg bald mehr nach dieser bald 
jener Seite ausbeutet und weiter ausspinnt, wie es Th. I. S. l I9 
besprochen worden ist, und diess mag immerhin als Phantasie- 
thätigkeit zählen, da es jedenfalls nicht rein receptive Thätigkeit 
ist, da ein anderer Ausdruck dafür fehlt, und auch die schöpfe- 
rischste Phantasie überall nichts ganz Neues schaffen kann. Immer- 
hin bleibt es nur ein zweiter Theil des Kunstgcnusses, und wohl 
bei den Meisten kommt es nicht dazu, da sie den receptiven Ge- 
nuss vielmehr activ durch Beschäftigung mit Kritik, mit Aechtheits- 
fragen u. s. w. zu verlängern suchen. Was man Spieltrieb der 
Phantasie nennt, ist nichts der Phantasie Eigenthümliches, sondern 
der Trieb, sich überhaupt mit wechselvollen Eindrücken unter 
einheitlichem Gesiohtspuncte zu beschäftigen, ein Trieb, der sich 
eben sowohl activ als receptiv geltend machen kann, und unter 
das, im 6. Abschnitt besprochene, Princip der einheitlichen Ver- 
knüpfung des Mannichfaltigen tritt. 
NVenn man nun freilich die Definition der Phantasie von vorn 
herein darauf stellt, dass nicht blos das productive Vorstellen des 
Künstlers sondern auch receptive Vorstellen des Geniessenden 
zum Phantasieleben gehöre, wie diess z. B. Köstlin (Aesthetik 
S. 96) ausdrücklich und Andre stillschweigend thun, wenn man 
dazu erklärt, nur das lustvolle Vorstellen frei und harmonisch 
nennen zu wollen  so wird dagegen schliesslich weiter nichts zu 
sagen sein, als dass man mit der darauf gegründeten Schönheits- 
erklärung auch weiter nichts sagt, als dass die Schönheit auf einem 
lustvollen Charakter von Vorstellungen in dem das Schöne Pro- 
ducirenden wie Geniessenden beruhe. Eine directe Bezugnahme 
auf diesen Charakter der Schönheit aber wird jedenfalls dem, so 
leicht in Unklarheit verlaufenden oder auf begriffliche Abwege 
führenden, Umwege durch die Begriffe Phantasie, Harmonie und 
Freiheit vorzuziehen sein.
	        
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