Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Insofern zugestandenermassen das Hässliche so gut als das 
Schöne Product und Erregungsmittel der Phantasie sein kann, 
würde nach schon oben gemachter Bemerkung eine Beides scharf 
scheidende Erklärung des Schönen durch Bezugnahme auf die 
Phantasie höchstens insofern genügen, als der Unterschied in der 
Weise, wie sich die Phantasie dabei bethätigt, deutlich und scharf 
bezeichnet werden könnte, was aber eben so wenig, als durch 
Bezugnahme auf göttliche Schöpferthätigkeit, durch die Begriffe der 
Freiheit und harmonischen Beschaffenheit der Thätigkeit, noch 
irgend andre Kategorieen, die erst einer weitern Klärung bedürfen, 
geschehen kann. 
In der That, nach dem geläufigsten Begriffe der Freiheit (Ab- 
wesenheit von äusserem Zwange), steht es der Phantasie eben so 
frei, Hassliches als Schönes zu schaffen, und steht es bei Aufnahme 
eines Kunstwerkes nicht frei, sich den Eindrücken desselben zu 
entziehen und sie eben so frei abzuändern, als dem Künstler sie 
hervorzurufen. Nach der Ansicht Mancher aber (vergl. z. B. S. 69) 
soll der Künstler sogar vielmehr aus dem Drange einer inneren 
Nöthigung heraus produciren. Nun kann man zwar aus gewissem 
philosophischen Gesichtspuncte auch Freiheit mit innerer Noth- 
wendigkeit identificiren; aber bewahre der Himmel die Aesthetik 
vor der philosophischen Spintisirung über das Verhältniss von Frei- 
heit und Nothwendigkeit. Jedenfalls will der Begriff der Freiheit,  
wie nicht minder der der Harmonie in der Anwendung zur Unter- 
scheidung der rechten von der unrechten Thätigkeitsweise der 
Phantasie noch geklärt sein. 
Nun wird man meines Erachtens nichts Untriftiges sagen, 
wenn man die, bei Schöpfung und Aufnahme des Schönen in Be- 
tracht kommende, Thätigkeit der Phantasie insofern frei und har- 
monisch nennt, als sie mit Lust oder doch nicht mit Unlust geübt 
wird, und als sie Wieder in lustgcbende Erzeugnisse ausschlägt. 
Auch erläutert z. B. Köstlin wirklich jene Ausdrücke beiläufig in 
diesem Sinne. Hienach aber scheint es mir vorzuziehen, die Er- 
klärung des Schönen und die Aufgabe der Kunst sofort klar aus- 
gesprochen auf den Zweck, die Lust, zu beziehen, als diesen Bezug 
unter unklaren oder mehrdeutigen Worten zu verstecken. 
Um über den so vielfach in der Aesthctik gelaraucbten und zu schein- 
baren Erklärungen missbrauchten Begriß" des Harmonischen gelegentlich 
noch etwas zu bemerken, so kann man überhaupt kurz sagen: Harmonie
	        
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