Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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insofern man die Kunst nicht auf sklavische Nachahmung der Natur 
beschränken will, und wie der Geniessende ohne Erweckung eines 
Kiorstellungsspiels durch das Kunstwerk Genuss davon haben, falls 
man nämlich dies receptive Spiel auch Phantasie nennen will. Nun 
aber wird etwas doch dadurch allein noch nicht schön, dass es 
durch ein Phantasiespiel, sei es auch das allerlebhafteste, erzeugt 
ist und ein entsprechendes Spiel wieder erzeugt, denn in welchen 
Ungeheuerlichkeiten kann die Phantasie spielen. Vielmehr fragt 
sich noch, wodurch die Phantasie bei ihren Schöpfungen zu leiten, 
zu ordnen, zu zügeln, wie zu richten ist, um nichts blos Phan- 
tastisehes, Verworrenes oder geradezu Hässliches zu schaffen, und 
hierin scheint mir der Hauptpunct zu liegen, auf dessen Klarstel- 
lung und Entwicklung es ankäme, also durch die Erklärung des 
Schönen nach seinem Ursprunge aus Phantasie eine Erklärung nur 
angebahnt, deren Wesentlichstes erst zu suchen ist. Fragt sich, 
ob es in den Erläuterungen und Ausführungen der Erklärung, 
Woran es ja nicht mangelt, zu finden  jener Vortrag selbst hatte 
nicht die Aufgabe, sich darein zu vertiefen. Also gehen wir unser- 
seits etwas näher auf die Ansicht nach ihren herkömmlichsten 
Fassungs- und Begründungsweisen ein.  
Die Erklärung des Schönen durch Bezugnahme auf die Phan- 
tasie, vertreten insbesondere durch Solger, Weisse, W. v. Hum- 
boldt, Hettner, Köstlin u. A., stützt sich, mehr oder weniger weit 
ausholend, gemeinhin auf folgende Gesichtspuncte. Das schöpfe- 
risch gestaltende Vermögen des Geistes heisst Phantasie. Von die- 
sem Vermögen hängt factisch die Schöpfung alles Kunstschönen 
ab. Man braucht aber den Begriff der menschlichen Phantasie blos 
zu verallgemeinern und zu erhöhen, um auch von einer göttlichen 
Phantasie sprechen zu können, als welche sich in Schöpfung und 
Ausgestaltung einer geordneten, alles Naturschöne nicht nur ein- 
schliessenden, sondern in ihrer Totalitat selbst ein schönes Ganze 
darstellenden, erscheinlichen Welt in nur höherer Weise bethätigt 
hat, als der Künstler sich in Schöpfung und Ausgestaltung seiner 
erscheinlichen Einzelwerke bethätigt. Der rechte Künstler aber 
hat mit seinem Schaffen dem göttlichen Schaffen nur nachznschaf- 
fen, im Sinne desselben fortzuschaffen, sei es, dass man den Geist 
des Künstlers nach der Immanenz-Ansicht im göttlichen selbst 
lebend, webend denkt und hiermit sein Schaffen mit einer Aeusse- 
rung göttlichen Fortschaffens selbst identilicirt, oder es nur als
	        
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