Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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rung, schön zu leben, steht die Federung, gut zu lcbcn, was 
zwar bis zu gewissen Gränzen mit einander, geht, aber auch in 
wichtige Gonflicte kommt. Niemand kann wahrhaft schön leben, 
der nicht zugleich wahrhaft gut lebt, denn die höchsten und edel- 
sten Genüsse, die wir uns selbst und Anderen zu bereiten im 
Stande sind, hängen an der Güte des Lebens, und eine dauernde 
Befriedigung ist ohne das nicht zu finden; aber nicht wohl kann 
gut leben, wer seine Absicht blos darauf richtet, schön zu leben, 
denn an der Güte hängen auch die schwersten Pflichten und Opfer, 
die nur ein günstiges Geschick ersparen kann und deren vollstän- 
dige Versöhnung selten in diesem Leben zu finden. Und hienach 
kann man fragen, ob es nicht besser sei, eine Kunst, schön zu 
leben, als zu verführerisch neben der Pflicht gut zu leben gar nicht 
aufzustellen, sondern die einzelnen Künste nur als zeitweisen und 
örtlichen Schmuck und als mitzählende Bildungsmittel des Lebens 
in Betracht zu ziehen. Immerhin wird man zuzugeben haben, 
dass es unzählige aus den Künsten heraustretende private und ge- 
sellige Genüsse giebt, die unter einander und mit den Naturge- 
nüssen, endlich mit der moralischen und religiösen Befriedigung 
zur grösstmöglichen harmonischen Leistung zu combiniren als Auf- 
gabe gestellt werden kann, nur dass man den ästhetischen Ge- 
sichtspunct einer solchen Aufgabe nicht obenan zu stellen hat. Das 
aber vermeidet man eben durch Vermeidung des Ausdrucks Kunst 
dafür. 
Will man versuchen, aus dem Begriffe der Kunst heraus Be- 
geln für die Ausübung der Kunst zu geben, so muss man im Auge 
halten, dass ihr Begriff überhaupt nur das Ziel aber nicht die 
Weise, wie dazu zu gelangen, bestimmt; und versucht man, aus 
der Natur der Menschen und Dinge diese Regeln mit Hinblick auf 
diess Ziel zu schöpfen und das Allgemeinste darüber zu sagen, 
was Alles erschöpft und woraus Alles zu schöpfen, so findet man 
bald, es ist nicht in einem Satze zu sagen. Doch scheint mir 
mindestens betreffs der bildenden Kunst das Wesentlichste sich 
in folgende Wenige Regeln" zusammenfassen zu lassen: 
4) Eine werthvolle, mindestens interessirende, ansprechende 
Idee zur Darstellung zu wählen. 2) Diese ihrem Sinne oder Ge- 
halte nach möglichst angemessen und deutlich für die Auffassung 
im Sinnlichen auszuprägen. 3) Unter gleich angemessenen und 
deutlichen Darstellungsmitteln die vorzuziehen, die schon ohne
	        
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