versichert, dass man in ganz Griechenland die Bilder der Venus nach dieser
berühmten Schönheit gemalt haben
nlm Winter des J. 433,3. hatten die deutschen Künstler in Rom in der
Werkstatt eirres Schuhmachers einen dem Jüngling nahen Knaben aufgefun-
den, der ihren gemeinsamen Studien zum Modell diente und in allen Theilen
eine Schönheit zeigte, welche allen Anfoderungen der Kunst zu genügen und
an die edelsten Jugendgebilde der Alten zu erinnern im Stande war. Eben
so ist bekannt, wie 'l'horwaldsen durch die Schönheit eines Hirtenknaben
aus der Campagna, der ihm beim Ganymedes als Modell diente, darauf ge-
leitet ward, jene bewunderungswürdige Bildsäule nach ihm zu bilden, die er
schon Smal in Marmor zu wiederholen die Gelegenheit gehabt hat. Eines
Tages gieng ich (Thierseh) in Rom mit zwei jungen Künstlern, einem Maler
und Bildhauer, vom Vatican die lange Via Julia nach der Farnesina hinauf.
Plötzlich hielt der Maler an. Ein junger Mensch von ungewöhnlicher Schön-
heit aus gemeinem Stande hatte seine Aufmerksamkeit und sein Erstaunen
erregt. Er war sogleich mit ihm im Gespräch, und wir theilten bald die Be-
wunderung des Malers. Er war der Lehrling eines Bäckers. Wir folgten ihm
zu seinem ,Hause in der Nähe, und die Künstler waren bald mit seinem
Meister und Angehörigen über Ort und die Bedingung einig, unter der sie ihn
für ihre Arbeit brauchen wollten. Keine einzige Jugendgestalt von allen, die
ich in Rom gesehen , schien mir den Charakter der männlichen Jugend be-
sonders der Engel und den seelenvollen Ausdruck ihrer Unschuld und Sitte
in dem raphaePsclien Gemälde so treu und so rein wiederzugeben, als dieser
Knabem (Thiersch, Kunstbl. 4834. 480.) '
nDenn es wird, wenn sie solches nur ernstlich bestrehen, nicht an Gele-
geiten fehlen, wie jene, welche eine sinnvolle Gönnerin, die Freifrau von
Rheden, vor wenig Jahren herbeigeführt, als sie die schöne Victoria von Al-
bano nach Rom brachte, um dort von den bessten Künstlern modellirt, ge-
malt und gezeichnet zu werden. Wer damals zu Ren) verweilte, wird sich
des Aufsehens erinnern, welches das schönste Antlitz hervorgebracht, und
der allgemeinen Uehereinktinit, dass solches, in Ansehung der Ueberein-
slimmung seiner Verhältnisse, oder der Reinheit seiner Formen, sowohl alle
Kuustwverke Roms überlrefTe, als auch den nachbildenden Künstlern (iurch-
aus unerreichbar bleiben (Ilumohr ital. Forsch. I. S. 62.)
Nun mag der Künstler an den wunderschönen Modellen,
von denen in diesen Beispielen die Rede War, immer noch eine
Kleinigkeit geändert haben; aber hat er sie dadurch Wirklich
schöner gemacht; aber war es der Rede Werth? Er mag Engel,
Göttinnen (laraus gemacht, und hiezu ihnen eine Bewegung, einen
Ausdruck verliehen haben, den die Modelle nicht hatten. Und ge-
wiss ist es ein grosser Vorlheil der Kunst, dass sie das vermag;
aber vermag der Künstler in den anmuthigsten Bewegungen, dem
idealslen Ausdrucke mehr als die Natur überhaupt vermag"? Es
wird sich nur eben nicht leicht treffen, dass die vollkommensten
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