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Worte aus einer Beurtheilung seiner Werke anzuführenf), die
Kunst, besonders wo es sich um Darstellung moderner Expeditio-
nen und Kriegsereignisse handelte, zugleich als Geschichte. Fern
den abstracten Idealisten, welche dergleichen Facta zu Gebilden
ihrer Phantasie machen, hielt er vor Allem auf Wahrheit und Reali-
tät. S0 hat er die Schlachten bei Jena, Friedland, Wagram (in
Algerien) u. s. w. für die Weltgeschichte beschrieben; wären uns
von den Schlachten des Alterthums solche Bilder aufbewahrt, wir
wüssten besser, wie es in ihnen hergegangen. Es giebt nur ein
Mittel, das Feldleben besser kennen zu lernen, als aus Vernets
Bildern; man müsste es selbst Initmachenß
Während nun so viele Schlachtenbilder im hergebrachten
grossen historischen Stil mit Gestalten und Stellungen, die man
schon wie oft gesehen zu haben meint, wozu ich Rahls eigene
Schlachtenbilder rechne, die kalte Bewunderung idealistischer
Kenner erwecken, welche sie ganz im Sinne ihrer Theorie finden,
vermögen die Vernetschen, jedes neu und frisch aus dem Borne
des Lebens gegriffen, vielmehr auf dem Schlachtfeld, als an der
Staffelei componirt, die lehhafteste Theilnahme des Publicums zu
erwecken, und nöthigen selbst die idealistischsten Kenner, ihnen
Alles zuzugestehen, ausser was sie für das Tüpflein über dem i
halten, und was man in so vielen unter dem Einllusse ihrer Ansicht
entstandenen Bildern fast ohne den Grundstrich findet.
nAls der Constantinesaal geöffnet wurde, sagt eine Schilderung von
Vernets Darstellungen aus dem Algierischen Feldleben i") -setzte er die Leute
in Erstaunen und mit Recht; noch drängt sich täglich in diesen Räumen das
Publicum heran: die Väter wollen ihre Söhne in den rothen Hosen und blauen
Böcken sehen, wie sie Constantine belagern, beschiessen und erstürmen. Auf
dem ersten Gemälde n der Belagerungu wird der Feind , am 40. October 4837,
vor den Höhen von Condiat Ati zurückgeworfen; die Franzosen schbessen
noch meist hinter den Steinwällen hervor, während ihr königlicher Prinz sich
schon hinüberschwingt, der Feldherr aber steht ruhig mit untergeschlagenen
Armen , fest auf den Erfolg hinschauend, da; ihn umgeben mehrere Stabs-
ofüciere; ein anderer wird, verwundet, von einem Mohren und einem Be-
duinen in einem weissen Laken davongetragen; unter diesem Gewichte stür-
zen alte Gräber ein, die auf dem Hügel gegraben waren; Gerippe starren
hervor-der alte Tod, der den jungen bewillkommnet. Am 43. October 4837
setzen sich die Kolonnen in Bewegung; die Hauptmasse hält zwar noch hinter
Förster und Kugler Kunstbl. 4843.
Kunstbl. 4845. N0. 68. S. 282.