XXIX.
Rahls.
einem Ausspruche K.
ZU
Commentar
nEs giebt, sagte einmal Karl Bahl, ein berühmter Wiener
Historienmalerä"), nichts Verkehrteres, als den Maler mit dem
Geschichtsschreiber zusammenzustellen. Die Geschichte ist für den
Maler nicht mehr als für den tragischen Dichter, der den Stoff in
der Geschichte benützt, um seine ursprüngliche Idee darzustellen;
der Stoff darf nie die Gränzen vorschreiben, sondern der künst-
lerische Sinn. Und wenn ein Künstler die Geschichte seiner Nation
malen will, darf er sie nicht wie ein Geschichtsschreiber auffassen,
sondern im Sinne eines Poeten muss er sie behandeln, mit dich-
terischem Geist, mit der Phantasie des Dichtersa, u. s. W.
Hiegegen meine ich, der Künstler kann die Geschichte so be-
handeln, wie Bahl will, aber er muss sie nicht so behandeln;
am wenigsten die Geschichte seiner Zeit und Nation; und überall
kommt es eben so auf die Natur der geschichtlichen Aufgabe, als
den Zweck der Darstellung an, ob er sie so behandeln soll. Nur
zu leicht treibt man die natürliche Poesie der Geschichte durch
die Kunstpoesie aus. Blos solche historische Stoffe, die schon
etwas von natürlicher Poesie , oder sagen wir lieber allgemeiner,
von natürlichem Interesse enthalten, sind überhaupt geeignete
Gegenstände der Darstellung für die Kunst, indem ich wie immer
unter natürlich verstehe, was schon abgesehen von kunstmässiger
Behandlung besteht. Diese natürliche Poesie, dieses natürliche In-
teresse zur Geltung zu bringen, ist jedenfalls eine schöne und
lohnende, ja bei Vorwiegen dieses Interesses die allein lohnende,
Aufgabe der Kunst, mag auch bei verhältnissmässig mehr zurück-
tretendem natürlichen Interesse eine freiere Umbildung des ge-
schichtlichen Stolfes am Platze sein.
Ich stelle in dieser Hinsicht der Theorie und ganz im Sinne
der Theorie gehaltenen Kunstweise Rahls die von Horace Vernet
gegenüber. Er hat in geradem Widerspruch mit Bahls Verbot
gemalt, und damitWirkungen erzielt, die sich unmöglich bei jenem
Verbot erzielen liessen und doch von Bahl selbst nicht verworfen
werden können.
vlhm galt ,
um
einige
in
dieser Beziehung
bezeichnende
Dioskuren 4863.