Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

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Christi Geduld durch seine Darstellung als Lamm, die Dummheit 
eines Menschen durch Eselsohren. Denn in Wirklichkeit drückt 
sich Gottes Geist nicht in einer Menschengestalt und seine geistige 
Höhe nicht in einer sichtbaren Höhe, sondern einem allgegenwär- 
tigen Wirken aus, drückt sich Christi Geduld nicht in der Erschei- 
nung eines Lammes aus und hat der dümmste Mensch keine Esels- 
ohren. 
Der zu weiten Fassung des Symbols wonach jedes sinn- 
liche Zeichen des Geistigen als Symbol desselben gilt, steht eine 
zu enge gegenüber, wonach blos sinnliche Zeichen des Geistige n 
als Symbol gelten sollen, da vielmehr nach der geltenden Gebrauchs- 
weise des Symbolbegriffes in der Kunstbetrachtung auch Sinnliches 
symbolisch für Sinnliches eintreten kann. 
So Endet man wohl in antiken Reliefs, dass ein Haus, was 
nicht ganz dargestellt werden kann, und doch zum Verständniss 
des Ganzen gehört, durch einen blossen Pfeiler dargestellt ist: ein 
ganzes Gebirge durch einen einzelnen Stein, ein Wohnzimmer 
durch einen aufgehangenen Teppich f) ; hier ist es überall ein 
charakteristischer Theil, der symbolisch das Ganze vertritt.  
Im Vaticanischen Museum Endet sich eine Reihe Hercules- 
statuen xi), welche die sämmtlichen 12 Kämpfe desHalbgotts zeigen. 
Man sieht aber diesen immer ganz allein und die Gegner, die er 
bekämpft, den dreileibigen Geryon, den König Diomed mit seinen 
Bossen, ganz klein daneben gebildet, gleichsam nur zur Erklärung 
der gewaltsamen Stellungen des Heros (Tölken, über das Bast). 
Hier wird das Grosse durch sein Bild im Kleinen symbolisirt. 
Andremale kann die Wirkung durch das Wirkende, oder das 
Wirkende durch die Wirkung oderAehnliches durch einander sym- 
bolisirt werden. Die meisten Symbole beruhen auf Vorstellungs- 
association; viele sind auch rein conventionell, oder doch nur mit 
Rücksicht auf die Convention zu verstehen. 
Wenn, wie öfters in alten Bildern, Gottes Betheiligung an 
einer Scene durch eine aus den Wolken herabgestreckte Hand be- 
zeichnet wird, so haben wir zugleich das Geistige durch das Kör- 
perliche, die Wirkung durch ein Wirkendes, das Ganze durch einen 
Theil, das seiner Bedeutung nach Erhabene durch ein räumlich 
Tölken, über das Basrelief S. 82. 
Abbild. im zweiten Th. des Mus.
	        
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