Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

Wahrheit nicht über die Schwelle tritt, vielmehr uns Alles noch zu 
einer in den bestehenden Bedingungen der Wirklichkeit begründet 
scheinenden Mö glichkeit zu stimmen scheint. Dann können wir 
uns wirklich daran erfreuen, als an etwas, was, wenn es nicht in 
der Regel so ist, doch so sein könnte und so sein möchte. Hieher 
rechne ich Darstellungen von Leopold Robert und Ludwig Richter. 
In der That, bei den Familien- und Volksscenen Lugwig Rich- 
ters, um uns an diess nächstliegende Beispiel zu halten, hat man 
im Allgemeinen das Gefühl, es sind Scenen eines glücklichen Fa- 
milienlebens oder eines gesegneten Volkslebens, wie solche wohl 
sein könnten und wir wünschen möchten , dass sie überall wären. 
Sie erscheinen uns vom Künstler aus der Masse derer, die allent- 
halben zu sehen sind, die aber zu sehen nirgends ein Interesse hat, 
herausgehoben, und das Reizende darin mit einer so feinen, ein- 
gehenden und treffenden Charakteristik durchdrungen und diese 
umgekehrt so reizend gewendet, das Ganze so harmonisch ge- 
stimmt, dass wir nichts zu wenig und nichts zu- viel finden, und 
nicht sowohl eine Ueberhebung über die Wirklichkeit, als eine 
leise Erhebung derWirklichkeit in ein mustergültigeres Gebiet darin 
erkennen können. Einer solchen aber können wir uns gar wohl er- 
freuen, wenn schon diese Darstellungen nichtden Eindruck machen, 
so rein aus dem realen Leben gegriffen zu sein, als z. B., um nur 
ein paar neuere Namen zu nennen, Bilder von Defregger und Bild- 
chen von I-lendschel, die sich noch enger an das Leben, wie wir 
es zu finden gewohnt sind, anschliessen, und mit der grösseren 
Entfernung vom Ideal der Gefahr, einen durchgehenden Typus er- 
kennen zu lassen, noch weniger unterliegen. Auch diese aber 
verfallen damit nicht ins Prosaische und Gemeine, da vielmehr 
auch sie Seiten des Lebens, welche das Gemüth oder den Humor 
ansprechen, in Scene zu setzen wissen. S0 kann die Darstellung 
von Scenen aus dem realen Leben überhaupt etwas mehr ans 
Ideale anklingen oder mehr den Eindruck rein realistischer Wahr- 
heit anstreben; und beiderlei Darstellungen können jede in ihrer 
Art erfreulich sein. 
Und so, um noch einmal auf die Darstellungen auf idealem 
Gebiete zurückzublicken, werden durch vorwiegend idealisirende 
Darstellungen heiliger Geschichten solche in Rembrandts Sinne 
nicht ausgeschlossen sein, nur dass nicht so bis ins Niedrige 
damit herabgestiegen werde, als in obigem Beispiele, und als Rem-
	        
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