Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 2)

als unterstützte, so würde es nicht bei den seltenen Versuchen ge- 
blieben sein; beim 'I'anze ein Gemälde zu besehen oder einen Tanz 
mit einem Gemälde zugleich anzusehen, will nun vollends garnicht 
gehen. 
Das scheidet sich wie Oel und Wasser von einander. Doch 
kann 
man 
das nicht 
schlechthin 
VOI] 
den 
Künsten 
der Ruhe und 
Bewegung überhaupt behaupten. Dass bildende Kunst und Poesie 
eine gewisse, wenn auch nicht so innige, Verbindung als Poesie und 
Musik, eingehen können, ist früher (AbschmXI) besprochen. Von an- 
derer Seite scheinen sich nicht alle Künste derselben Hauptklasse son- 
derlich zu vertragen, wenigstens will man von gemalten Statuen 
höheren Stils nichts wissen; obwohl mir weder die theoretische 
noch praktische Frage in dieser Hinsicht erledigt scheint, worauf 
ich in einem späteren Abschnitte zurückkomme. Auch jene Künste 
aber, die sich vortheilhaft verbinden können , vermögen es doch 
nicht auf jede Weise; jeder Tanz, jedes Lied Will seine besondere 
musikalische Begleitung; es bedarf überhaupt der Accommodation, 
und dabei nicht selten eines Nachlasses von denjeder Kunst eigen- 
thümlichen Vortheilen, umvielmehr das, worin sie sich unterstützen, 
als das, womit sie sich stören, zur Geltung zu bringen und so doch 
im Ganzen einen Vortheil zu erreichen, den es Schade wäre ver- 
loren gehen zu lassen. Nun ist es ein interessantes Thema der 
Betrachtung, an welchen Bedingungen es hängt, dass manche 
Künste überhaupt sich mit grösserem Vortheile combiniren können, 
als andere und wie sie sich zu combiniren haben. Das aber gehört 
in eine speciellere und sachliche Betrachtung der Künste. 
Sehr üblich ist es, den einzelnen Künsten nach einem zum 
Voraus abgesteckten Begriffe derselben vorzuschreiben, was sie 
darstellen und nicht darstellen dürfen, und dieses oder jenes Werk 
Zu tadeln oder zu verwerfen, weil es nicht in einen der abge- 
steckten Begriffe ganz hineintritt. Das aber ist kein richtiger Ge- 
sichtspunct der Kritik. Nicht darauf kommt es an, dass ein Werk 
die Aufgabe dieser oder jener, aus irgend welcher Kategorie abge- 
gränzten, Kunst erfüllt, sondern dass es die Aufgabe der Kunst 
überhaupt erfüllt, welche auf Erzielung eines unmittelbaren höhern 
Werthvollen Ilusteindruckes gerichtet ist. Alles ist der Kunst er- 
laubt, was sie zur Erreichung eines solchen Zweckes nur nicht in 
Widerspruch mit einem allgemeineren oder höheren zu leisten ver- 
mag. Dazu gilt es, die factischen Mittel jeder Kunst nach ihrer
	        
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