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Idealisiren
leitet
sich
VOH
ab
Ideal
unter
Ideal einer Sache
aber versteht man -die Sache, vorgestellt wie sie sein würde, wenn
sie frei von Störungen und ihrem Wesen fremden Zufälligkeiten
wäre, ihrer Idee vollkommen entspräche, das dafür Beteutungs-
lose abstreifte, eine Spitze erreichte, welcher man die Realität
wohl zustreben sieht, ohne dass sie aber dieselbe erreicht; was
Alles Wesentlich auf dasselbe herauskommt, ohne dass freilich der
Begriff des Ideals zugleich bestimmen kann, was man für diese
Spitze, für Wesensstörungen, welche ihrer Erreichung im Wege
stehen, für Abfall von der Idee halten will. Jedenfalls entspricht
die Wirklichkeit unseren irgendwie geschöpften Vorstellungen in
dieser Hinsicht im Allgemeinen nicht; und ist man, wenn auch
nicht in allen doch vielen Beziehungen einig, was über die Wirk-
lichkeit hinaus vom Ideal zu fodern sei. Nun ist es allgemeinge-
sprechen ein Vortheil der Kunst, dass sie solchen Foderungen nach
den Seiten, die überhaupt ihrer Darstellung zugänglich sind, besser
als die Wirklichkeit zu entsprechen, ja selbst Vorstellungen in
diesem Sinne zu begründen vermag, was eben durch das Ideali-
siren zu geschehen hat.
Dabei macht es aber einen Unterschied, und daran hängt
gleich ein Unterschied in der Auffassung des Idealisirens, 0b man
das Wesentliche eines Individuums oder das Wesentliche einer
Gattung vor Augen hat. Man kann sich eine Vorstellung, eine Idee
von Dem, was an einem Individuum wesentlich und was an ihm
zufällig ist, machen, und, indem man jeden Moment seiner Wirk-
lichkeit selbst noch mitZufalligkeiten behaftet sieht, das Individuum
so darzustellen suchen, wie man sich denkt, dass es aussehen
würde, wenn alle Zufälligkeiten, alles Unwesentliche, für seinen
Charakter Bedeutungslose von ihm abfiele. Fragt sich freilich, 0b
eine reine Abstraction des Wesentlichen vom Zufälligen überhaupt-
möglich und wie sie zu bewirken ist. Gewiss jedenfalls ist, dass
Idealisirung mancherseits und in gewissem Sinne so verstanden,
und dem Porträtkünstler als das von ihm anzustrebende Ziel vor-
gehalten wird.
Für eine Gattung aber ist Vieles als unwesentlich, zufällig
anzusehen, was zur Charakteristik eines Individuum wesentlich
gehört, und so verstehen illlanche unter Idealisirung überhaupt nur
den Ersatz der Chzirakterdarstellung des Individuellen durch eine
Darstellung, worin die allgemeinen Gattungscharaktere zum vor-