Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Principe fasse ich mit dem, hier vielmehr nur kurz zu erwähnen- 
den, als eingehend zu besprechenden Principe, dem der Klarheit, 
unter der Bezeichnung der drei obersten Formalprincipe 
zusammen. 
Dieses dritte Princip kreuzt sich mit den zwei andern, indem 
das Gefallen aus dem Gesichtspuncte desselben daran hängt, dass 
das Gleiche und Ungleiche, Einstimmige und Widersprechende in 
einem Vorstellungscomplex als solches so Weit besonders über die 
Schwelle ins Bewusstsein treten, um eine ästhetische Wirkung jener 
Principe nach der einen oder andern Seite möglich zu machen; 
wobei es aber vorkommen kann, dass wir Freude an der Klarheit 
einer Betrachtung finden, Wodurch uns die Missfälligkeit derselben 
aus den beiden andern Principen spürbar wird. Denn diese For- 
malprincipe können eben so gut unter einander wie mit den sach- 
lichen auf die Beschaffenheit des Inhaltes bezüglichen Principen 
in Conflict treten. 
Indem sich die Philosophie die höchsten wissenschaftlichen 
Aufgaben stellt, sucht sie auch den Foderungen der drei obersten 
Formalprincipe in Eins zu genügen, und das philosophische 
Streben findet hienach nicht eher Genüge, als bis nicht nur das 
gesammte Erkenntnissgebiet widerspruchslos in sich besteht, son- 
dern auch durch allgemeinere Gesichtspuncte, WO möglich einen 
allgemeinsten Gesichtspunct einheitlich verknüpft und seine Aus- 
einandersetzung nach beiden Seiten zu voller Klarheit gediehen 
ist. Auch würde die formale Freude am Betreiben der Philosophie 
nicht nur die höchste  sofern wir die Höhe der Freude nach der 
Höhe des Gebietes ihrer Aeusserung beurtheilen,  sondern zu- 
gleich die grösste sein, wenn nicht nach Massgahe, als die Gesichts- 
puncte höher aufsteigen oder die höhern Gesichtspuncte ins Ein- 
zelne durchgeführt werden, theils die Sicherheit, theils Fasslichkeit, 
theils Klarheit zu leiden pflegte. 
 Die Kunst stellt sich keine gleich allgemeinen Aufgaben als 
die Philosophie, sofern die Betrachtung ihrer Principe ja selbst 
zu den Aufgaben der Philosophie gehört; hat aber im Bereiche der 
Vorstellungen, welche sie durch ihre Mittel erweckt, den drei 
Formalprincipen nicht minder gerecht zu werden, als die Philo- 
sophie und jede Wissenschaft überhaupt.
	        
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