Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Einstimmung oder ein Widerspruch mit mehr oder weniger ande- 
ren Vorstellungen oder Vorstellungskreisen begründet wird; auch 
kann er mehr oder Weniger praktisch folgenreich für uns sein. Je 
mehr nun Eins oder das Andre oder Beides der Fall ist, desto 
leichter tritt respectiv die Lust an der Einstimmung oder Unlust 
an dem Widerstreit über die Schwelle, indess sie unter gegen- 
theiligen Verhältnissen auch leicht unter der Schwelle bleibt. Ja 
ein uns theoretisch und praktisch gleichgültiger Widerspruch kann 
sogar, statt uns Unlust zu wecken, den Eindruck der Lustigkeit 
oder Lächerlichkeit machen, indem hier das Gefallen an der uns 
überraschenden Verknüpfung widersprechender Vorstellungen 
durch Vermittelung derjenigen, worauf sie sich gemeinsam be- 
ziehen, die Oberhand gewinnt, worauf anderwärts zurückzu- 
kommen. Ein Conflict findet aber hier jedenfalls statt, Woher es 
kommt, dass der Eine denselben Widerspruch lustig findet, über 
dessen Thorheit sich der Andre ärgert. 
Das Vorige zusammenfassend und von Conflicten absehend 
werden wir kurz sagen können: wenn von einander abwei- 
chende Anlässe, sich eine und dieselbe Sache vorzu- 
stellen, eintreten, so ist es im Sinne der Lust, ge- 
wahr zu werden, dass sie wirklich auf eine überein- 
stimmende Vorstellung führen, im Sinne der Unlust, 
gewahr zu werden, dass sie auf eine widersprechende 
V o r s te l l u n g fü h r e n. Um Vorstellung einer und derselben 
Sache aber handelt es sich, wenn wir die Vorstellung auf densel- 
ben Raum, dieselbe Zeit und einen übrigens in sich widerspruchs- 
losen Vorstellungscomplex, der auf diesen Baum und diese Zeit 
bezogen ist, beziehen. 
Wenn innerhalb eines zusammenhängenden Kreises von Vor- 
stellungen kein Widerspruch zwischen irgend welchen Theilen 
desselben besteht, so messen wir diesem Zusammenhange inn e r e 
Wah rheit bei, gleichgültig, ob die Vorstellungen sich auf 
äussere Wirklichkeit beziehen und ihnen etwas in der äusseren 
Wirklichkeit entspricht oder nicht; sprechen hingegen von ä u ss e- 
rer Wahrheit, wo ein Vorstellungszusammenhang oder eine 
einzelne Vorstellung sich auf das Dasein äusserer Wirklichkeit be- 
zieht und widerspruchslos mit der Gesammtheit der durch äussere 
Wirklichkeit erweckbaren Vorstellungen besteht, da wir doch die 
aussere Wirklichkeit nicht selbst in unserm Geiste haben können;
	        
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