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zwischen Versehiedenem aufzusuchen, aus Einzelnem allgemeine
Gesichtspunete, Gesetze zu abstrahiren, von besondern Gesichts-
puncten, Gesetzen, Principen zu immer allgemeinem aufzusteigen,
umgekehrt aber auch allgemeine Gesichtspuncte, Gesetze, Principe
durch das Einzelne durchzuführen, in den Anwendungen zu ver-
folgen, das Einzelne selbst aus Allgemeinerem abzuleiten. Es ge-
nügt uns eben weder die blosse Einheit, noch die zersplitterte
Mannichfaltigkeit, sondern nur eine Durchbildung der einen durch
die andre.
VII.
Princip
der Widerspruchslosigkeit,
keit oder Wahrheit.
Einstimmig-
Allgemeingesprochen ist es im Sinne der Lust, sich der Ein-
stimmigkeit oder Widerspruchslosigkeit von Vorstellungen oder
Gedanken, die sich von verschiedenen Seiten her bezüglich eines
und desselben Gegenstandes darbieten, bewusst zu werden, im
Sinne der Unlust, einen Widerspruch dazwischen wahrzunehmen.
Es gilt aber, den Ausdruck Widerspruch und sein Gegentheil Ein-
stimmigkeit als Abwesenheit des Widerspruches richtig zu ver-
stehen.
Es liegt kein Widerspruch darin, sich eine Sache zugleich
als schwarz und als weiss vorzustellen, wenn sich die Vorstellung
des Schwarz und Weiss auf verschiedene Seiten oder Stellen der-
selben bezieht, die im Grunde nicht dieselbe Sache sind, ebenso-
wenig, eine bestimmte Stelle der Sache nach einander als
schwarz und weiss vorzustellen, was im Grunde nicht mehr die-
selbe Sache ist, der Begriff solcher Aenderungen ist uns vielmehr
ganz geläufig; wohl aber, dieselbe Stelle zugleich als schwarz
und als weiss vorzustellen; und, obwohl ein solcher Widerspruch
nicht aus directer Anschauung der Wirklichkeit in uns kommen
kann, so kann doch, wo solche nicht oder nicht vollständig unsrer
Erfahrung unterliegt, von gewisser Seite ein Anlass sein, eine
Federung bestehen, die eine, von andrer, die widersprechende
Vorstellung zu hegen, oder es kann auch auf gewissen Anlass eine