Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Gleich Eingangs ward das Princip in der Allgemeinheit aus- 
gesprochen, dass es eben so für active als receptive Beschäftigung 
gelte. Jede körperliche wie geistige Thätigkeit Will, um uns zu 
behagen, in einem gewissen Zusammenhange ausgeführt sein, ver- 
trägt nicht häufige Unterbrechung, kann aber auch durch Mono- 
tonie ermüden, und wer höherer Gesichtspuncte mächtig ist, ver- 
langt auch solche zur Verknüpfung der Momente seiner Thätigkeit. 
Mit Händen und Füssen zwecklos strampeln genügt uns nicht, weil 
es an einem verknüpfenden ideellen Motive der einzelnen Bewegun- 
gen fehlt; aber auch direct in sich will die körperliche Thätigkeit 
einheitlich verknüpft sein, und es ist nicht ohne Interesse, den 
Tact im Gebiete derselben eine entsprechende Rolle wie bei unsern 
receptiven Gehörseindrücken spielen zu sehen. 
In der That alle unsre Bewegungen nehmen wir lieber tact- 
massig als ohne Tact vor, wenn nicht die Unregelmässigkeit im 
Sinne eines Zweckes ist. Wir gehen tactmässig, athmen tactmässig, 
lassen die Schlucke beim Trinken tactmässig folgen, bringen den 
Löffel tactmässig zum Munde, schlagen tactmässig einen Nagel ein, 
trommeln zur Unterhaltung tactmassig mit den Fingern auf dem 
Tische. Im Tanze aber steigert sich die Wirkung des Tacts unsrer 
eigenen Körperbewegung mit dem tactmässigen Eindrucke der 
Musik und den andern Elementen derselben zu einer höhern 
Leistung. Selbst in die ganz unwillkürlichen Bewegungen hinein 
macht sich "der Vortheil des Taetes geltend, indem der Mensch sich 
im Allgemeinen um so wohler befindet, je regelmassiger sein Herz- 
schlag und die peristaltische Bewegung seiner Eingeweide ist, ja 
er befindet sich im Ganzen um so wohler, je regelmässiger seine 
Lebensordnung überhaupt ist, d. h. in je regelmässigerer Periode 
er dieselben Verrichtungen wiederholt, wenn es nur nicht an hin- 
länglicher Abwechslung zwischen denselben fehlt; wogegen starke 
Abweichungen davon zwar als Ausnahmen geliebt werden, aber 
auch nur ausnahmsweise vorkommen dürfen. Regelmässige Periode 
und Tact aber haben das Gemeinsame einer Wiederkehr derselben 
Momente in gleichen Zeitabschnitten; nur dass eine eontinuirliche 
periodische Bewegung in doppeltem ästhetischen Vortheil dadurch 
gegen den Tact abgesonderter kurzer Schläge ist, dass jede Periode 
noch eine Mannichfaltigkeit in sich einschliesst, und dass keine 
volle Unterbrechung der Bewegung statt findet. 
Hiezu beiläufig einige, 
in die innere Psychophysik der ästhetischen Ge-
	        
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