Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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titative Bestimmungen nicht anwendbar, doch ist es näher zuge- 
sehen aus drei entsprechenden Gesichtspuncten als auf die Man- 
nichfaltigkeit der Fall. Die Gleichheit oder der gleiche Bezug, 
worin der Einheitsbezug besteht, kann mehr oder weniger Theile 
betreffen, und vermöge dessen mehr oder weniger vollständig 
sein; er kann aus mehr oder weniger Gesichtspuncten statt 
finden; endlich mehr oder weniger angenähert, respectiv voll- 
kommen sein; wonach sich entsprechend unterscheidende Be- 
zeichnungen als auf die verschiedenen Seiten der Mannichfaltigkeit 
anwenden lassen; doch wird man statt von einem multiplen auch 
von einem zusammengesetzten Einheitsbezuge sprechen können. 
Mannichfaltigkeit und Einheit können quantitativ nach allen 
ihren Seiten zugleich wachsen, aber auch auf Kosten von einander 
wachsen. Sie wachsen z. B. extensiv zugleich, wenn sich die 
Gleichförmigkeit oder ein regelmässiges Muster über eine grössere 
Fläche erstreckt, oder sich die Seitenzahl eines regelmässigen Viel- 
ecks unter Forterhaltung der Gleichheit der Seiten und Winkel 
vermehrt. Sie wachsen multiplerseits zugleich, wenn die Seiten 
eines regelmässigen Vielecks verschieden aber in regelmässigei- 
Abwechslung gefärbt werden. Sie wachsen graduell zugleich, _in 
sofern durch stärkere Unterschiede zwischen den Gliedern einer 
Mannichfaltigkeit die höhere Einheit, welche auf Gleichheit oder Zu- 
sammenstimmung dieser Unterschiede in etwas Gleichem beruht, 
wo solche vorhanden ist, sich mit grösserer Kraft ausspricht. Aber 
es kann auch die Zahl des Verschiedenen, die Zahl und der Grad 
der Verschiedenheiten Wachsen, ohne dass der Zuwachs sich der 
alten Einheit unterordnet oder Einheit schafft, wo solche nicht da 
ist; allgemeingesprochen ist es leichter, eine geringere als grössere 
Mannichfaltigkeit in einheitlicher Verknüpfung zu erhalten; und 
ein zusammengesetzter Einheitsbezug kann zwischen den verschie- 
denen cinheitlichen Gesichtspuncten, aus denen er sich zusam- 
mensetzt, selbst die einheitliche Verknüpfung vermissen lassen. 
Diess betraf zunächst die objectiven Verhältnisse der Mannich- 
faltigkeit und Einheit; schliesslich aber kommt es bei unserm Prin- 
cip auf die Mannichfaltigkeit und Einheit an, wie sie in uns er- 
seheint, kurz auf die subjective, welche zwar von der objectiven 
wesentlich abhängt, aber auch von rein subjectiven Bedingungen 
wesentlich mitbestimmt wird, als namentlich der Richtung und 
dem relativen Concentrationsgrade der Aufmerksamkeit, der Schärfe
	        
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