Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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es andre Fälle, wo der Nachtheil der häufigen Unterbrechung nicht 
dasselbe Uebergewicht über den Vortheil der regelmässigen Wie- 
derholung beweist. S0 erscheint uns ein regelmässiges Gitter 
gefälliger als eine glatt fortlaufende Wand,  was für zeitliche 
Intermissionen im Felde des Gesichts gilt, überträgt sich also nicht 
auf räumliche,  und ein regelmässiger leerer Tactschlag min- 
destens nicht ungefälliger als ein continuirliches Geräusch. 
Dass nun das Verhalten in diesen verschiedenen Fällen ein 
verschiedenes ist, lässt sich freilich aus dem Princip selbst nicht 
a priori voraussehen, begründet aber eben so wenig einen Wider- 
spruch gegen dasselbe, da nach Verschiedenheit der Bedingungen 
der Conflict sich recht wohl verschieden entscheiden kann. 
Dass ein regelmässiger Tactschlag gegen eine unregelmässige 
Folge von Schlägen in entschiedenem Vortheil der Wohlgefälligkeit 
ist, wird Niemand in Abrede stellen; auch folgt man dem regel- 
mässigen Gange selbst einiger leeren Tactschläge nicht ungern, 
wohl länger als einem continuirlichen blos einförmigen Geräusche, 
indem sich die Aufmerksamkeit dadurch in nicht ungefälliger Weise 
sozusagen gewiegt findet; nur eine längere Fortsetzung der leeren 
Schläge vermag die Aufmerksamkeit so wenig zu fesseln, als die 
irgend eines andern einheitlichen Eindrucks. Der entschiedene 
Beweis aber, dass der regelmässige Tact vielmehr etwas im Sinne 
der Lust als Unlust ist, was nur für sich nicht leicht die Schwelle 
erheblich übersteigt, liegt darin, dass er in Zusammensetzung mit 
den anderweiten Bedingungen gleichen Sinnes, welche die Musik 
zu ihm hinzubringt, dem Princip der ästhetischen Hülfe oder Stei- 
gerung genügt, das heisst, ein grösseres Product des Wohlgefallens 
gibt, als nach den dazu beitragenden Momenten für sich erwartet 
werden könnte. Der Tact für sich will allerdings wenig sagen, 
eine Musik ohne Tact aber vermochte kaum zu bestehen. Erfüllt 
sich nun der Tact mit der Mannichfaltigkeit der Momente, Welche 
die Musik hinzubringt, so wird er dann auch fast ins Unbestimmte 
vertragen. 
In den melodischen und harmonischen Beziehungen der Töne 
selbst spielt unstreitig unser Princip seine Belle, nicht zwar nach 
der Weise, wie Herbart die Tonhöhen in Gleiches und Ungleichgg 
zerlegt, die ihn zu der Seltsamkeit geführt hat, in der Octave den 
vollen Gegensatz gegen den Grundton zu finden, und zu nicht 
minder seltsamen Rechnungen geführt hat, aber nach der Weise,
	        
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