66
es andre Fälle, wo der Nachtheil der häufigen Unterbrechung nicht
dasselbe Uebergewicht über den Vortheil der regelmässigen Wie-
derholung beweist. S0 erscheint uns ein regelmässiges Gitter
gefälliger als eine glatt fortlaufende Wand, was für zeitliche
Intermissionen im Felde des Gesichts gilt, überträgt sich also nicht
auf räumliche, und ein regelmässiger leerer Tactschlag min-
destens nicht ungefälliger als ein continuirliches Geräusch.
Dass nun das Verhalten in diesen verschiedenen Fällen ein
verschiedenes ist, lässt sich freilich aus dem Princip selbst nicht
a priori voraussehen, begründet aber eben so wenig einen Wider-
spruch gegen dasselbe, da nach Verschiedenheit der Bedingungen
der Conflict sich recht wohl verschieden entscheiden kann.
Dass ein regelmässiger Tactschlag gegen eine unregelmässige
Folge von Schlägen in entschiedenem Vortheil der Wohlgefälligkeit
ist, wird Niemand in Abrede stellen; auch folgt man dem regel-
mässigen Gange selbst einiger leeren Tactschläge nicht ungern,
wohl länger als einem continuirlichen blos einförmigen Geräusche,
indem sich die Aufmerksamkeit dadurch in nicht ungefälliger Weise
sozusagen gewiegt findet; nur eine längere Fortsetzung der leeren
Schläge vermag die Aufmerksamkeit so wenig zu fesseln, als die
irgend eines andern einheitlichen Eindrucks. Der entschiedene
Beweis aber, dass der regelmässige Tact vielmehr etwas im Sinne
der Lust als Unlust ist, was nur für sich nicht leicht die Schwelle
erheblich übersteigt, liegt darin, dass er in Zusammensetzung mit
den anderweiten Bedingungen gleichen Sinnes, welche die Musik
zu ihm hinzubringt, dem Princip der ästhetischen Hülfe oder Stei-
gerung genügt, das heisst, ein grösseres Product des Wohlgefallens
gibt, als nach den dazu beitragenden Momenten für sich erwartet
werden könnte. Der Tact für sich will allerdings wenig sagen,
eine Musik ohne Tact aber vermochte kaum zu bestehen. Erfüllt
sich nun der Tact mit der Mannichfaltigkeit der Momente, Welche
die Musik hinzubringt, so wird er dann auch fast ins Unbestimmte
vertragen.
In den melodischen und harmonischen Beziehungen der Töne
selbst spielt unstreitig unser Princip seine Belle, nicht zwar nach
der Weise, wie Herbart die Tonhöhen in Gleiches und Ungleichgg
zerlegt, die ihn zu der Seltsamkeit geführt hat, in der Octave den
vollen Gegensatz gegen den Grundton zu finden, und zu nicht
minder seltsamen Rechnungen geführt hat, aber nach der Weise,