Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Bei Betrachtung eines Bildes , welches ein liampfgewühl darstellt, 
linden sich die Momente des Benehmens eines jeden Kämpfers durch die 
Vorstellung seines Strebens, den Gegner zu überwältigen, einheitlich ver- 
knüpft, das sehr verschiedene Benehmen Aller hiebei aber in höherem Sinne 
durch das Motiv, um was sich's bei dem Kampfe Aller handelt. 
Im Allgemeinen ist mit dem Eintritt höherer Einheitsbezijge zugleich 
die Möglichkeit mehrer Gesichtspuncte derselben gegeben, wie denn mit der 
gleichförmigen Richtungsänderung aller Theile des Kreises sich der gleiche 
Abstand derselben von einem gegebenen Puncte verbindet, was man einen 
zus a m m e n ge setzte n oder m ulti p el n Einheitsbezug nennen kann. 
in der Ellipse tritt zu dem höheren Einheitsbezuge, welcher die Elemente 
der Curve verknüpft, derjenige, welcher die Badii vectores verknüpft, sofern 
die Summe je zweier Radii vectores, von den Brennpuncten an den Umfang 
gezogen, gleich ist. l 
Wo nicht, wie bei dem goldenen Schnitt, Verhältnisse von Theilen zu 
dem, die Theile selbst mitinbegreifenden Ganzen, sondern nur Verhältnisse 
der Theile unter einander in Betracht gezogen werden, kann die grösserc 
Höhe einheitlichen Bezuges nur auf Grund vermehrter Zahl der Unterschiede 
(grösserer multipler ltlannichfaltigkeit) bestehen; wogegen nicht umgekehrt 
vergrösserte Zahl der Verschiedenheiten nothwendig einen höhern Einheits- 
hezug mitführt. 
Vor weiter und tiefer eingehender Erörterung erläutern wir 
das Princip an einer Reihe von Beispielen, die, scheinbar sehr ab- 
weichender Natur, sich demselben gemeinsam unterordnen, hie- 
rnit für seine grosse 'l'ragweite beweisen. Um sich aber nicht 
überall durch scheinbare Widersprüche geirrt zu finden, wird 
Dreies im Auge zu behalten sein, was übrigens nicht blos für 
dieses Princip gilt, sondern nicht minder auf andre ästhetische 
Principe übertragbar ist, auch schon im Wesentlichen durch frü- 
here allgemeinere Bemerkungen vorgesehen ist. 
Z u v ö r d er s t kommt es ohjectiverseits dabei auf die Einheit 
und Mannichfaltigkeit wesentlich nur insoweit an, als sie auch als 
solche von uns aufgefasst wird, hiemit sich in eine subjective um- 
setzt. 1m Grunde ist nichts in der Welt so disparat, dass es nicht 
durch Punkte der Gemeinsamkeit verknüpft wäre, und nichts so 
gleich, dass es nicht in irgendwelchen Puncten abwiche; aber inso- 
fern wir diese Puncte nicht aufzufassen vermögen, sind sie auch für 
das Princip nicht vorhanden.  Z weite n s ist die einheitliche Ver- 
knüpfung des Mannichfaltigen zwar immer eine Bedingung im Sinne 
der Lust (vergl. S. 50) , die aber keinesweges für Sißh allein immer 
hinreicht, das Gefallen über die Schwelle zu treiben. Während uns
	        
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