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Bei Betrachtung eines Bildes , welches ein liampfgewühl darstellt,
linden sich die Momente des Benehmens eines jeden Kämpfers durch die
Vorstellung seines Strebens, den Gegner zu überwältigen, einheitlich ver-
knüpft, das sehr verschiedene Benehmen Aller hiebei aber in höherem Sinne
durch das Motiv, um was sich's bei dem Kampfe Aller handelt.
Im Allgemeinen ist mit dem Eintritt höherer Einheitsbezijge zugleich
die Möglichkeit mehrer Gesichtspuncte derselben gegeben, wie denn mit der
gleichförmigen Richtungsänderung aller Theile des Kreises sich der gleiche
Abstand derselben von einem gegebenen Puncte verbindet, was man einen
zus a m m e n ge setzte n oder m ulti p el n Einheitsbezug nennen kann.
in der Ellipse tritt zu dem höheren Einheitsbezuge, welcher die Elemente
der Curve verknüpft, derjenige, welcher die Badii vectores verknüpft, sofern
die Summe je zweier Radii vectores, von den Brennpuncten an den Umfang
gezogen, gleich ist. l
Wo nicht, wie bei dem goldenen Schnitt, Verhältnisse von Theilen zu
dem, die Theile selbst mitinbegreifenden Ganzen, sondern nur Verhältnisse
der Theile unter einander in Betracht gezogen werden, kann die grösserc
Höhe einheitlichen Bezuges nur auf Grund vermehrter Zahl der Unterschiede
(grösserer multipler ltlannichfaltigkeit) bestehen; wogegen nicht umgekehrt
vergrösserte Zahl der Verschiedenheiten nothwendig einen höhern Einheits-
hezug mitführt.
Vor weiter und tiefer eingehender Erörterung erläutern wir
das Princip an einer Reihe von Beispielen, die, scheinbar sehr ab-
weichender Natur, sich demselben gemeinsam unterordnen, hie-
rnit für seine grosse 'l'ragweite beweisen. Um sich aber nicht
überall durch scheinbare Widersprüche geirrt zu finden, wird
Dreies im Auge zu behalten sein, was übrigens nicht blos für
dieses Princip gilt, sondern nicht minder auf andre ästhetische
Principe übertragbar ist, auch schon im Wesentlichen durch frü-
here allgemeinere Bemerkungen vorgesehen ist.
Z u v ö r d er s t kommt es ohjectiverseits dabei auf die Einheit
und Mannichfaltigkeit wesentlich nur insoweit an, als sie auch als
solche von uns aufgefasst wird, hiemit sich in eine subjective um-
setzt. 1m Grunde ist nichts in der Welt so disparat, dass es nicht
durch Punkte der Gemeinsamkeit verknüpft wäre, und nichts so
gleich, dass es nicht in irgendwelchen Puncten abwiche; aber inso-
fern wir diese Puncte nicht aufzufassen vermögen, sind sie auch für
das Princip nicht vorhanden. Z weite n s ist die einheitliche Ver-
knüpfung des Mannichfaltigen zwar immer eine Bedingung im Sinne
der Lust (vergl. S. 50) , die aber keinesweges für Sißh allein immer
hinreicht, das Gefallen über die Schwelle zu treiben. Während uns