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Dass Einheitsbezüge zu einer verschiedenen Höhe ansteigen
können, erläutert sich so: In einer Mannichfaltigkeit unterscheid-
barer Theile, Elemente, Momente, kurz Glieder, kann man nicht
nur die Glieder selbst, sondern auch die zwischen den Gliedern
mehrfach vorkommenden Unterschiede oder Verhältnisse mehr
oder weniger gleich oder ungleich finden. Durch die Gleichheit
von Unterschieden oder Verhältnissen zwischen gegebenen Glie-
dem eines Ganzen wird ein höherer einheitlicher Bezug dieser
Glieder begründet, als den einzelnen Gliedern sei es für sich ver-
möge ihrer Untergliederung zukommt oder dem Ganzen bei Weg-
fall der Unterschiede zwischen den Gliedern zukommen würde.
Statt Gleichheit der Unterschiede oder Verhältnisse aber kann auch
eine durch dieselbe vermittelte Zusainmenstimmung der Glieder
zu etwas Gleichem stehen.
Zum Beispiel
Der Einheitsbezug, welcher die Theile eines Kreises verknüpft, ist
höher als der, welcher die Theile einer geraden Linie verknüpft, und der
Einheitsbezug zwischen den Theilen einer Ellipse höher, als zwischen den
Theilen eines Kreises. Bei der geraden Linie nämlich liegt der Einheitsbezug
unmittelbar in der gleichen Richtung aller ihrer Elemente begründet. Beim
Kreise weicht jedes dem andern gleiche Element vom nächsten in der Rich-
tung ab, aber um gleich viel ab; kurz die _Untersch iede und hiemit zu-
gleich Ve r h ii ltn i ss e dieser Richtungen zu einander sind für die an einander
gränzenden oder auch um gleich viel von einander ahliegenden gleichen Ele-
mente gleich; bei der Ellipse sind auch diese Unterschiede ungleich; jedes
Element weicht vom nächsten oder gleich nahen um einen andern Winkel
ab, aber die Unterschiede zwischen diesen Unterschieden , sog. Unterschiede
höherer Ordnung, sind durch eine gemeinsame Regel verknüpft, in welcher
sie zusammenstimmen, und welche der Mathematiker in einer Formel auszu-
drücken vermag. Wird eine- gleichförmige Fläche gleichförmig gestreift,
so begründet die Regel dieser Streifung einen höheren Einheitsbezug, als die
Gleichförmigkeit, die jedem Streifen für sich zukommt, oder die einer ganzen
gleichförmigen Fläche zukommen würde, indem statt einer Gleichheit aller
Theile die Unterschiede, welche durch die gleichförmige Streifung in die Fläche
gebracht werden, sich folgweis in gleichen Abständen durch die ganze Fläche
durch gleichen.
Eines Menschen sämmtliche Handlungen können durch die Beziehung
auf sein eigenes Wohl einheitlich in sich verknüpft sein; sie können auch
durch die ßgziehung auf das grösstmögliche Wohl Aller einheitlich mit, (legen
von andern Menschen einheitlich verknüpft sein. Let-ztre Beziehung ist höher
als erstre, indem die Unterschiede zwischen den Handlungen cfer Einzelnen
in diesem Sinne zusnmmenstixnmen müssen.