Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Dass Einheitsbezüge zu einer verschiedenen Höhe ansteigen 
können, erläutert sich so: In einer Mannichfaltigkeit unterscheid- 
barer Theile, Elemente, Momente, kurz Glieder, kann man nicht 
nur die Glieder selbst, sondern auch die zwischen den Gliedern 
mehrfach vorkommenden Unterschiede oder Verhältnisse mehr 
oder weniger gleich oder ungleich finden. Durch die Gleichheit 
von Unterschieden oder Verhältnissen zwischen gegebenen Glie- 
dem eines Ganzen wird ein höherer einheitlicher Bezug dieser 
Glieder begründet, als den einzelnen Gliedern sei es für sich ver- 
möge ihrer Untergliederung zukommt oder dem Ganzen bei Weg- 
fall der Unterschiede zwischen den Gliedern zukommen würde. 
Statt Gleichheit der Unterschiede oder Verhältnisse aber kann auch 
eine durch dieselbe vermittelte Zusainmenstimmung der Glieder 
zu etwas Gleichem stehen. 
Zum Beispiel 
Der Einheitsbezug, welcher die Theile eines Kreises verknüpft, ist 
höher als der, welcher die Theile einer geraden Linie verknüpft, und der 
Einheitsbezug zwischen den Theilen einer Ellipse höher, als zwischen den 
Theilen eines Kreises. Bei der geraden Linie nämlich liegt der Einheitsbezug 
unmittelbar in der gleichen Richtung aller ihrer Elemente begründet. Beim 
Kreise weicht jedes dem andern gleiche Element vom nächsten in der Rich- 
tung ab, aber um gleich viel ab; kurz die _Untersch iede und hiemit zu- 
gleich Ve r h ii ltn i ss e dieser Richtungen zu einander sind für die an einander 
gränzenden oder auch um gleich viel von einander ahliegenden gleichen Ele- 
mente gleich; bei der Ellipse sind auch diese Unterschiede ungleich; jedes 
Element weicht vom nächsten oder gleich nahen um einen andern Winkel 
ab, aber die Unterschiede zwischen diesen Unterschieden , sog. Unterschiede 
höherer Ordnung, sind durch eine gemeinsame Regel verknüpft, in welcher 
sie zusammenstimmen, und welche der Mathematiker in einer Formel auszu- 
drücken vermag.  Wird eine- gleichförmige Fläche gleichförmig gestreift, 
so begründet die Regel dieser Streifung einen höheren Einheitsbezug, als die 
Gleichförmigkeit, die jedem Streifen für sich zukommt, oder die einer ganzen 
gleichförmigen Fläche zukommen würde, indem statt einer Gleichheit aller 
Theile die Unterschiede, welche durch die gleichförmige Streifung in die Fläche 
gebracht werden, sich folgweis in gleichen Abständen durch die ganze Fläche 
durch gleichen.  
Eines Menschen sämmtliche Handlungen können durch die Beziehung 
auf sein eigenes Wohl einheitlich in sich verknüpft sein; sie können auch 
durch die ßgziehung auf das grösstmögliche Wohl Aller einheitlich mit, (legen 
von andern Menschen einheitlich verknüpft sein. Let-ztre Beziehung ist höher 
als erstre, indem die Unterschiede zwischen den Handlungen cfer Einzelnen 
in diesem Sinne zusnmmenstixnmen müssen.
	        
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