Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

den angeknüpften Sinn. Dieser Eindruck ist wohlgefälliger als der 
eines regellosen Kauderwälsch von Worten, aber diese Wohlge- 
falligkeit ist für sich so gering, dass man ihr ohne den Sinn gar 
keinen erheblichen ästhetischen Werth beilegen möchte, und über- 
steigt sogar für sich allein nicht leicht die Schwelle der Lust. 
Doch verlieren die schönsten Gedichte allen oder fast allen Reiz, 
wenn man ihren Inhalt in prosaiseher Redeform wiedergiebt, in- 
dem der Sinn ohne Versmass, Rhythmus, Reim ebenfalls nicht die 
Schwelle der Lust übersteigt. Man denke etwa an: nFüllest Wie- 
der Busch und Thala, oder: Wergangen ist der lichte Tage u. s. w. 
indem sich aber beide Factoren der Wohlgefälligkeit zum Ueber- 
steigen der Schwelle oder im Steigen oberhalb der Schwelle 
helfen , entsteht ein positives Lustresultat, welches mit der 
ästhetischen Wirkung der einzelnen Factoren an Grösse unver- 
gleichbar ist. 
Entsprechende Hülfe leisten sich auf dem reinen Felde direc- 
ter Eindrücke der Wohllaut, die Melodie und Harmonie der Töne. 
Der sinnliche Wohllaut reiner voller Töne hat für sich sehr ge- 
ringen ästhetischen Werth, und doch, wie viel trägt er zur Schön- 
heit des Gesanges bei. Wenn freilich reine volle Töne nicht schon 
für sich wohlgefälliger wären als unreine rauhe Töne, so würde 
auch aus dem Zusammenwirken dieser Elemente keine, die Summe 
ihrer Einzelvvirkungen überbietende, Steigerung erwachsen. -Allge- 
mein nun wird sich das Princip so aussprechen lassen: 
Aus dem widerspruehslosen Zusammentreffen 
von Lustbedingungen, die für sich wenig leisten, geht 
ein grösseres, oft viel grösseres Lustresultat hervor, 
als dem Lustwerthe der einzelnen Bedingungen für 
sich entspricht, ein grösseres, als dass es als Summe 
der Einzelwirkungen erklärt werden könnte; ja es 
kann selbst durch ein Zusammentreffen dieser Art 
ein positives Lustergehniss erzielt, die Schwelle 
der Lust überstiegen werden, wo die einzelnen Fac- 
toren zu schwach dazu sind; nur dass sie verglei- 
chungsweise mit andern einen Vortheil der Wohlge- 
Tälligkeit spürbar werden lassen müssen. Als Fälle 
widerspruchslosen Zusammentretfens aber sind namentlich 8010116 
zu bezeichnen, wo die eine Bedingung zugleich eine Voraussetzung 
oder Unterlage zum Zustandekommen der andern ist, wogegen 
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