Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

Das Grosse zu fassen, beansprucht an sich mehr 'l"l1ätigkeit, als 
das Kleine, das kann uns mitunter eben recht sein, aber in der 
Regel sagt uns eben nur einlmiltler Grad desselben zu, und der 
Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen ist gar oft ein gern 
gethaner. 
Hienach würde ich den Apfel zwischen der Prätendentin und 
den Prätendenton theilen, so aber, dass ich die Riesen nur mit 
dem äussern Schaaientheil, die Zwerge mit dem innern Grübstheil 
luedächte. 
Mit Vorigem will ich das Zimrnermannsehe Gesetz nicht so- 
wohl widerlegt als nur angedeutet haben, wesshalb ich mich bei 
seinem Ausspruch als Fundamentalgesetz nicht beruhigen möchte; 
und gelegentlich wird sich Anlass ünden, auch einer Abweichung 
mindestens von der Ausdrucksweise des andern Gesetzes zu ge- 
denken. Bei aller Anerkennung einer beschränkten oder beding- 
ten Gültigkeit beider Gesetze VCFIHÖChlG ich jedenfalls das ganze 
ästhetische Gebiet nicht znreichend (lamit gedeckt zu finden. 
Auch mit drei Fundamentalgesetzen aber, die sich vielleicht 
aus dem dreigliedrigen Princip der Ilegelschen Philosophie heraus- 
schiilen liessen, Wüsste ich nicht ausznkommen. Es ist eben in 
(ler Aesthetik wie in der Physik, in der wir uns bis jetzt noch mit 
einer Menge besondrei" Materien, Kräfte, Gesetze behelfen müssen, 
wenn wir auch voraussetzen, dass es schliesslich nur ein e 
Grundmaterie, eine Grundkraft, ein Grundgesetz, von dem alle 
physikalischen Gesetze hlos besondre Fälle sind, giebt. 
Ohne nun die (äesamrlwtlneit der (Sesetze, die sich für die 
Aesthetik aufstellen lassen, hier systematisch abhandeln, und da- 
mit den Charakter einer Vorschule mit den] einer Schule vertau- 
sehen zu wollen, will ich doch mit einer Anzahl dieser Gesetze 
hier vorangehen, theils um darin überhaupt Beispiele ästhetischer 
Gesetze aus verschiedenen Gesichtspuncten darzubieten, thßilS 
wegen der häufigen und wichtigen Anwendungen, die wir in allem 
Folgenden davon zu machen haben. Für den Ausdruck Gesetz 
jedoch brauche ich fast noch lieber den Ausdruck Pri n eip. Jedes 
Gesetz ist nämlich ein einheitliches Princip für die Fälle, die 
es unter sich fasst, Princil) aber ein Weiterer Begriff als Gesetz, 
sofern nicht hlos (lesetzliches sondern auch Begritfjiches darunter 
tritt. Wie nun- das Gesetz sachlich seine besondern Fälle unter
	        
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