Unsre Vorstellung von einem vorzunehmenden trespectiv zu
unterlassenden) Thtn kann mit dem Charakter der Lust oder Un-
lust behaftet sein, und jeder bewusste Antrieb und Gegenantrieb
zu einem Thun ist hiedurch bestimmt und gerichtet, um so ent-
schiedener, je bewusster er ist; daher man bewusste Antriebe und
Gegenantriebe zu einem Thun geradezu Lust und Unlust dazu
nennt. Kann das Gewissen uns dahin bringen, etwas gegen unsre
Lust, das heisst trotz dem zu thun, dass die Vorstellung des vor-
zunehmenden Thuns von irgendwelcher Seite mit Unlust behaftet
ist, so ist es doch nur, sofern die Vorstellung des Untcrlassens des
l Thuns von Gewissensseite mit noch mehr Unlust behaftet ist; und
ähnliche Contlicte kommen unzählige sonst vor.
ln sehr vielen Fallen nun hängt die Lust und Unlust, welche
die bewussten Antriebe und Gegenantriebe zu unserm Thun be-
stimmt, von der Vorstellung der Lust und Unlust ab, welche aus
diesem Thun für uns hervorgehen wird; doch ist diese Lust und
Unlust, welche nur ein Object unsrer Vorstellung ist, von der
Lust und Unlust, welche ein Gefühls moment derselben selbst
ist, wohl zu unterscheiden, was nicht immer klar geschieht.
Können wir uns doch eine Lust, die wir nicht zu erreichen ver-
mögen, mit dem Gefühl der Unlust, und eine Unlust, der wir zu
entgehen hoffen, mit dem der Lust vorstellen. Fundamental, d. i.
nothwendig und unmittelbar, aber ist es immer nur das G efü h ls-
moment der Lust und Unlust, was den Antrieb und Gegenan-
trieb zum Thun bestimmt, und dieses Gefühlsmoment der Vor-
stellung kann zwar durch den vorgestellten Lust- oder Unlust-
erfolg des Thuns bestimmt sein, aber auch andcrsher und sogar
in Gegensatz dagegen mitbestimmt oder auch allein bestimmt sein.
So kann es uns instinqtiv angebornerweise widerstreben, etwas zu
thun oder zu lassen, ohne dass wir an Lust- oder Unlustfolgen
dabei denken; factisch spielt eine, aus erfahrener Lust und
Unlust gesammelte psychologische Nachwirkung auch ohne Bück-
erinnerung an diese Erfahrungen und Wiedervorspiegelung der-
selben oine wichtige Rolle in Bestimmung unsrer gegenwärtigen
Antriebe; und mächtig, vielleicht auch aus instinctivem Grunde,
greift das Beispiel ein; wir lieben unter sonst gleichen Umständen
zu thun, was wir Andre thun sehen. ln vorigen Bestimmungs-
momenten unserer Antriebe liegen zugleich Erziehungsmittel der-
selben. Wie viel in manchen Antrieben, als namentlich denen