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spricht man ja schon hievon, weil man einen Anthropomorphis-
mus, den man im Grunde verwirft, doch nicht zu entbehren weiss.
Machte man aber Ernst mit jener Verallgemeinerung und Stei-
gerung auf Grund dessen, dass der endliche Geist als Ausgeburt
des göttlichen diesem wohl in Umfassung und Höhe aber nicht im
Grundwesen ungleich sein kann; und verfolgte man nach Auf-
steigen von Unten die Seite der Lust und Unlust von ihrer ober-
sten Staffef im göttlichen Geiste rückwärts in Zusammenhang mit
den eben so erklimmten höchsten Ideen des Guten und Wahren,
so würde man eine Aesthetik von Oben erhalten, in welcher das
Schöne in der Beziehung zum Göttlichen, die man ihm so gern
zuschreiht, wirklich klar verfolgbar aufträite. Nun aber nicht ein-
mal der Gesichtspunct einer solchen Begründungsweise der Aestlie-
tik von Oben zugestanden oder klar gestellt ist, hleiht alle Rede
von einer Begründung des Schönen in Gott eine wohlklingende
Phrase.
Pril
Eudämonistisches
Unsere Bczugsetztlng der ästhetischen zu den ethischen Kate-
gorieen und folgweis der Aesthetik zur Ethik ist aus einem eudä-
monistischen (Glück, Lust als Ziel setzenden) Gesichtspuncte
geschehen, und ich wüsste nicht, wie sie zugleich klarer und
sachgemässer geschehen könnte. Das Vorurtheil gegen die Unter-
ordnung der Ethik unter einen eudäimonistischen Gesichtspunct
überhaupt ist aber so verbreitet und Seitens Mancher so stark, dass
es der Eingänglichkeit des ganzen obigen Begrilfssystcms leicht im
Wege stehen könnte; wesshalb ich hier anhangsweise durch Klar-
stellung einiger, nicht überall klar gefassten, Puncte noch etwas
zugleich zur Erläuterung und Unterstützung dieses Gesichtspunc-
tes, wie er unserseits gefasst wird, beizutragen suche.
Zu grossem Theile freilich häingt jenes Vorurtheil nur daran,
dass man den, mit Recht verworfenen, subjectiven (egoistischen)
Eudämonismus und den objectiven (universalen) , um den es sich
hier allein handelt, nicht recht scheidet, zum Theil auch daran,
dass man den Angelpunct des ganzen eudämonistischen Systems,
den Lustbegriff, zu niedrig und eng fasst; aber es tragen auch
psychologische Unklarheiten dazu bei. Iliegegexi zunächst Fol-
gendes. -