Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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zwischen beiden inne steht. Nach zweiter Eintheilungsweise 
unterscheidet sich eine niedere sinnliche und höhere geistige Stufe, 
die man noch weiter gliedern oder durch Zwischenstufen ver- 
mitteln kann. Die Aesthetik nach unsrer Fassung nun bezieht 
sich auf die Seite der Lust und Unlust, sofern solche unmittelbar 
an von Ausscn erweckten Vorstellungen und Empfindungen hängt, 
greift aber durch das niedere und höhere Gebiet zugleich durch, 
insofern die höheren Bezüge dieser Empfindungen und Vor- 
stellungen nach ihrem Lust- und Unlustgehalt mit in ihr Bereich 
fallen. 
Herbart nimmt die Ethik in die Aesthetik mit auf, und wenn man letz- 
tere zu einer allgemeinen Hedonik erheben will, was jedoch von Herbart 
nicht geschehen ist, wird erstre aus eudämonislischem Gesichtspnncte mit 
darunter gehören. Hievon abgesehen aber wird es meines Erachtens 
immer vorzuziehen sein, Aeslhetik und Ethik nach den oben aufgestell- 
ten Gesichtspuncten des Schönen und Guten zu trennen, als aus dem von 
Herbart ins Auge gefassten Gesichtspunete zusammenzusehlagen, was nicht 
hindert, dieser wie andrer Yerknüpfungspunete zwischen beiden gewahr zu 
werden. Es ist wahr, das sittlich Gute, rein von Nebenvorstellungen gefasst, 
erweckt ein unmittelbares Wohlgefallen, und dasselbe ist Sache des Schönen. 
Aber abgesehen, dass das sittlich Gute eine rein innerliche Sache ist, was 
das Schöne im engern Sinne nicht ist, heisst uns das Gute nicht insofern gut, 
als es recht betrachtet ein unmittelbares Wohlgefallen erweckt; das ist 
Nebensache, ist ihm so zu sagen iiusserlich; sondern als es, gleichgültig wie 
es einem Betrachtenden erscheine", in dem S. 19 angegebenen Sinne Quell 
von gedeihliehen Folgen ist. Hieraus und nicht aus dem Gesichtspuncte des 
unmittelbaren Wohlgefallens daran sind die sittlichen Gesetze und For- 
derungen unter Rücksicht auf die erfahrungsmässige Natur der Menschen 
und Dinge abzuleiten. Dabei wird man freilich u. a. auch Herbarts ethische 
Xlusterbegrilfe wiederlincleri, doch keinen Anlass finden, die Entwickelungen 
in den Rahmen derselben einzusehliessen, und__in ihre Erörterung aus l-ler- 
barts Grundgesichtspuneten einzugehen. 
Giebt es einen die ganze Welt beherrschenden und ver- 
knüpiendet] bewussten Geist, kurz einen Gott über der Welt, von 
dem unser und aller endliche bewusste Geist sei es ausgeflossen 
oder noch ein untergeordnetes Theilwesen ist, und willman wagen, 
auf Grund der Verallgemeinerung und Steigerung der fundamen- 
talen Bestimmungen unsres Geistes an die des göttlichen Geistes 
zu denken  einen andern Anhalt der Vorstellung davon und 
Grund des Schlusses darauf haben wir aber nicht  so würde 
man auch an eine Seite der Lust und Unlust in ihm und daran zu 
denken haben, was ihm in seiner Welt gefällt und missfällt. Auch
	        
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