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nach ihrer Betheiiigung am Gefallen und Missfallen in Betracht zieht, nolh-
wendig eine etwas andre Wendung nehmen, als eine solche, welche den Ge-
sichtspunct der Mitbestimmung sinnlicher Eindrücke durch eine Bedeutung
oben an stellt und Wohlgelälligkeit und Missfälligkeit nur in untergeordneter
Weise in Betracht zieht.
Unstreitig liesse sich unter Festhaltung der Beziehung zu Lust
und Unlust noch an eine grosse Verallgemeinerung des Begriffes
ästhetisch denken, dass man nämlich rücksichtslos, ob die Ein-
drücke aus der Aussenwelt stammen und nnmittell)al' geschehen,
unter ästhetisch überhaupt Vorstände, was sich auf Verhältnisse
der Lust und Unlust bezieht, unter Aesthetik überhaupt eine
Lehre, welche die gesammten Lust- und Unlustverhttltnisse der
Welt, innere wie äussere, nach ihren begrifflichen und gesetzlichen
Beziehungen, Verkettungen, Entstehungsweisen und Eingriffs-
weisen verfolgt. Und da sich jedenfalls ein Begriffin solcher Weise
fassen und die Idee einer so umfassenden Lehre von Lust und
Unlust aufstellen lässt, so kann auch ein wissenschaftliches Be-
dürfniss entstehen, jene Ausdrücke in diesem wreitslen Sinne zu
verwenden, sollten sich keine andren dafür finden lassen. In-
dessen ist der Ausdruck ästhetisch nie in solcher Weite gebraucht,
für die allgemeine Lehre aber meines Wissens" schon (lGFÄUSdPUCk
l-ledonik vorgeschlagen werden. f") Um eine so allgemeine Lehre
aber wird es hier jedenfalls nicht zu thun sein, und so werden
wir uns des Ausdrucks ästhetisch in solcher grössten Weite nur
etwa dann bedienen, wenn ausnahmsweise der begriffliche Zu-
sammenhang dazu führt und ihn von selbst verständlich macht.
Unter manchen Weisen, das menschliche Innere einzutheilen,
giebtes zwei, die durch einander greifen, kurz als Eintheilung
nach Seiten und nach Stufen zu unterscheiden, Nach erster giebt
es eine Seite des Emplindens und Vorstellens mit dem, was
daraus in Erinnerungen, Begriffen u. s. w. erwächst, eine Seite
des Triebes und Willens und eine Seite des Fühlens von Lust und
Unlust, Welche in erster Seite wurzelnd oder als Mitbestimmung
darein eingehend, in letzter Antriebe setzend und vermittelnd
a") Hauplzüge einer solchen Lehre, ohne den Gebrauch (los Wortes
Hedonik dafür, kann man in Harlsens nürundzügen der Wissenschaft des
Glücks. Hnllc. Pfeffer. 4869" und seinen nAnfäingen der Lebensweisheit. Lpz.
Thomas 4374" finden, Schriftchen, mit deren reinem (lange von Unten und
eudämonislisclner 'l'eml0nz ich mich in voller Uebereinslirxumuxmg finde.