Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

36 
nach ihrer Betheiiigung am Gefallen und Missfallen in Betracht zieht, nolh- 
wendig eine etwas andre Wendung nehmen, als eine solche, welche den Ge- 
sichtspunct der Mitbestimmung sinnlicher Eindrücke durch eine Bedeutung 
oben an stellt und Wohlgelälligkeit und Missfälligkeit nur in untergeordneter 
Weise in Betracht zieht. 
Unstreitig liesse sich unter Festhaltung der Beziehung zu Lust 
und Unlust noch an eine grosse Verallgemeinerung des Begriffes 
ästhetisch denken, dass man nämlich rücksichtslos, ob die Ein- 
drücke aus der Aussenwelt stammen und nnmittell)al' geschehen, 
unter ästhetisch überhaupt Vorstände, was sich auf Verhältnisse 
der Lust und Unlust bezieht, unter Aesthetik überhaupt eine 
Lehre, welche die gesammten Lust- und Unlustverhttltnisse der 
Welt, innere wie äussere, nach ihren begrifflichen und gesetzlichen 
Beziehungen, Verkettungen, Entstehungsweisen und Eingriffs- 
weisen verfolgt. Und da sich jedenfalls ein Begriffin solcher Weise 
fassen und die Idee einer so umfassenden Lehre von Lust und 
Unlust aufstellen lässt, so kann auch ein wissenschaftliches Be- 
dürfniss entstehen, jene Ausdrücke in diesem wreitslen Sinne zu 
verwenden, sollten sich keine andren dafür finden lassen. In- 
dessen ist der Ausdruck ästhetisch nie in solcher Weite gebraucht, 
für die allgemeine Lehre aber meines Wissens" schon (lGFÄUSdPUCk 
l-ledonik vorgeschlagen werden. f") Um eine so allgemeine Lehre 
aber wird es hier jedenfalls nicht zu thun sein, und so werden 
wir uns des Ausdrucks ästhetisch in solcher grössten Weite nur 
etwa dann bedienen, wenn ausnahmsweise der begriffliche Zu- 
sammenhang dazu führt und ihn von selbst verständlich macht. 
Unter manchen Weisen, das menschliche Innere einzutheilen, 
giebtes zwei, die durch einander greifen, kurz als Eintheilung 
nach Seiten und nach Stufen zu unterscheiden, Nach erster giebt 
es eine Seite des Emplindens und Vorstellens mit dem, was 
daraus in Erinnerungen, Begriffen u. s. w. erwächst, eine Seite 
des Triebes und Willens und eine Seite des Fühlens von Lust und 
Unlust, Welche in erster Seite wurzelnd oder als Mitbestimmung 
darein eingehend, in letzter Antriebe setzend und vermittelnd 
a") Hauplzüge einer solchen Lehre, ohne den Gebrauch (los Wortes 
Hedonik dafür, kann man in Harlsens nürundzügen der Wissenschaft des 
Glücks. Hnllc. Pfeffer. 4869" und seinen nAnfäingen der Lebensweisheit. Lpz. 
Thomas 4374" finden, Schriftchen, mit deren reinem (lange von Unten und 
eudämonislisclner 'l'eml0nz ich mich in voller Uebereinslirxumuxmg finde.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.