Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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selbst der Beiz der Neuheit kann eine Sache interessant machen, 
so lange sie uns neu ist, so die hässliche Pastrana. Aber auch der 
Nutzen oder Schaden, den eine Sache aus irgend einem Gesichts- 
puncte leistet oder verspricht, kann unser Interesse auf sich 
ziehen; und in Redensarten wie: dass jemand sein Interesse im 
Auge hat, fällt sogar der Begriff des Interesse mit dem des Nutzens 
oder Vortheils selbst zusammen. 
Mit den Begriffen des" Schönen und Guten wird überall der 
Begriff des Wahren zu einer Art Trinität zusammengefasst. 
Gehen wir hier nur in möglichster Kürze auf seine Stellung zu 
jenen Begriffen ein. 
Schlechthin, absolut, (iojectiv wahr ist eine Vorstellung, 
welche widerspruchslos mit jeder andern wirklichen oder mög- 
licherweise zu fassenden selbst Widerspruchslosen Vorstellung 
besteht, oder dem Gesa mmtkreise widerspruchslos mit einander 
bestehender Vorstellungen angehört; gewiss heisst sie im Be- 
wusstsein der Erfüllung der Bedingungen der Wahrheit. Nach 
Massgabe aber als dieser Begriff des schlechthin Wahren und 
Gewissen Beschränkungen erleidet oder nur hedingterweise ge- 
fasst wird, etwa blos auf gewisse Vorstellungsgebiete oder vor- 
stellende Wesen angewandt, oder die Bedingungen der Wahrheit 
oder Gewissheit nur mehr oder Weniger unvollständig erfüllt ge- 
dacht werden, treten für die absoluten Kategorieen der Wahrheit 
und Gewissheit mehr oder Weniger relativ gültige ein, die mit den 
absoluten als th eo reti sche zusammengefasst werden können, als 
da sind: innerlich wahr, äusserlich wahr, subjectiv gewiss, rich- 
tig, genau, treffend, überzeugend, zuverlässig, zweifellos, glaub- 
lich, wahrscheinlich u.s. w. von positivem Charakter, denen nicht 
minder viele von negativem Charakter entsprechen. 
Zunächst nun vermisst man in diesen Bestimmungen eine 
Beziehung des Wahren zum Schönen und Guten; aber wenn eine 
solche nicht unmittelbar im Begriffe zum Vorschein kommt, So 
tritt sie dafür als fundamentale im Factischen auf; und vermoch- 
ten wir das Schöne und Gute in Bezug auf den uns unbekannten 
letzten allgemeinen Grund der Lust zu definiren, so möchte Sich 
auch hierin die begriffliche Beziehung zum Wahren finden. 
In der That knüpft sich nicht nur ein eingeborenes Lustgefühl 
unmittelbar an die Erkenntniss der Wahrheit und das Finden von 
Wahrheiten, was in der Wissenschaft als Triebkraft wirkt und in
	        
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