Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

Im Allgemeinen folgt die Weite des Werthbegrifies der ver- 
schiedenen Weite, in der sich der Begriff des Guten fassen lässt, 
und umgekehrt; wonach der Werth oft nur nach einem beschränk- 
ten Kreise von Zusammenhängen und Folgen, Wie man ihn gerade 
vor Augen hat, einschliesslich des unmittelbaren Lustertrages be- 
messen wird. Fasst man aber Lust und Unlust nicht blos in nie- 
derem gemeinen Sinne, schätzt man die Lust- und Unlustbe- 
dingungen nicht blos nach ihrem voraussetzlichen Ertrage in ein- 
zelner egoistischer momentaner Lust und Unlust, sondern nach 
dem vorauszusetzenden Ertrag im Ganzen für das Ganze, so wird 
man hiedureh den wahren und vollen Werth dieser Bedingungen 
aus höchstem allgemeinsten Gesichlspnncte haben. Eine absolute 
Schätzung des Wahren Werthes der Dinge und Verhältnisse ist 
freilich ein Ideal; doch lässt sich einfach sagen, dass Tugend wahr- 
haft vverthvoller als Laster ist, und überhaupt lassen sich relative 
Urtheile in dieser Hinsicht leichter fällen als absolute. 
Dem Angenehmen und dem Schönen engern Sinnes können 
wir unter Umständen grösseren Werth beilegen, als dem, was 
nur nach seinen Folgen nützlich ist, einmal, weil die unmittel- 
bare Lustwirkung des Angenehmen und Schönen die gesammte 
Lustwirkung des Nützlichen, die seinem Begriffe nach nur mit 
laeschrankter Tragweite in Betracht kommt, überbieten kann, 
zweitens weil der Begriff des Schönen im engsteniSinne, des 
ächten Schönen, eine Mitrücksicht auf die Lust in Folgen als 
Nebenbestimmnng mit einschliesst. Das ächte Schöne kann 
durch Anregungen, die es in gutem Sinne gewährt, mehr nützen, 
als was blos nützlich ist oder heisst. Hiegegen dünkt den Men'- 
schen das Gute im engern und höhern Sinne, das moralisch- und 
göttlich Gute unter Allem das zu sein, was den höchsten Werth 
verleiht und hat, weil darin die allgemeinsten und festesten Be- 
dingungen der Erhaltung eines gedeihlichen Zustandes der Mensch- 
heit überhaupt liegen. Ohne verstandesmässige Ueberlegung füh- 
len die Menschen in der Gesinnung und Handlungsweise des 
moralischen Menschen die Sicherstellung in dieser Beziehung, so 
weit sie vom menschlichen Willen und Thun abhängt, heraus, 
und so im Unmoralischen das Gegentheil. 
Wir sehen z. B. jemand, der witzig, geistreich, gewandt im Betragen, 
gescheut, schön ist; wer möchte nicht wie dieser Mensch sein, wer beneidet 
ihn nicht um alle die Lust, die er mühelos um sich ausstreut und einslreicht.
	        
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