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Werthes in gewissen Gränzen der Sicherheit wohl bewirken, und
müssen uns daran genügen lassen, insofern wir die Sicherheit
nicht weiter zu treiben vermögen. Täglich, stündlich aber übt
sich der Mensch, Alles, was ihm begegnet, auf seinen verhältniss-
mässigen Beitrag zur Vermehrung, Erhaltung oder Verminderung
des menschlichen Glückes, kurz auf seinen Lust- und Unlustertrag
anzusehen. Ohne dass er es weiss, rechnen sich in seinem Ge-
fühle Lust- und Unlustresultate für ein Ganzes von Erfolgen her-
aus, so dass er zu Werthbestimmungen der Dinge kommt, er
weiss selbst nicht wie, und oft ohne dass der Verstand etwas dazu
getbnn zu haben scheint; obschon derselbe weder überall müssig
dabei ist noch sein soll. Inzwischen reichen die Mittel, die dem
Einzelnen für Gewinnung richtiger Werthbestimmungen zu Gebote
stehn, nicht weit, und so fusst er in der Hauptsache auf VVerth-
bestimmungen, die sich durch die Erfahrungen und Ueberlegungen
einer Gesammtheit im Laufe der Geschichte festgestellt haben;
wozu er doch selbst etwas beitragen kann, um sie fester zu stellen
oder abzuändern.
Ob man den Werthbegriff auf die Bedingungen der Lust oder
auf die Lust selbst beziehen Wlll, ist sachlich gleichgültig, wenn
man die Bedingungen doch nur nach Massgabe ihres Lustertrages
schätzt. Der Werth oder Unwerth einer Lust aber, wonach sie
verdient angestrebt zu werden oder nicht, ist gemäss dem allge-
meinen Princip der Güte nicht blos nach ihrer eigenen Grösse zu
bemessen, sondern auch nach der Grösse der Lust oder Unlust,
als deren Quell sie angesehen werden kann. Wir sagen insofern,
dass eine Lust Quell von Lust oder Unlust sei, als ihr Dasein an
Bedingungen hängt, oder mit solchen zusammenhängt, welche
Lust oder Unlust zur Folge haben, wie z. B. die Lust am Wohl-
thun mit Antrieben zusammenhängt, welche geeignet sind, die
Lust in der Welt zu mehren, die Lust an der Grausamkeit mit
Antrieben, welche geeignet sind, sie zu mindern; die Lust an
einem mäSSigen Genusse mit einer solchen Erhaltung des Men-
sehen, welche ihn fähig macht, auch künftig Lust zu geniessen
und zu schaffen, die Lust an einem unmässigen Genusse mit einer
solchen Störung der Gesundheit, dass dadurch um so grössere
Unlust herbeigeführt wird. Als schlecht, mithin von negativem
Werthe, ist hiernach überhaupt eine Lust zu erklären, insofern
die Voraussetzung besteht, dass sie nach den Bedingungen, an