Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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Werthes in gewissen Gränzen der Sicherheit wohl bewirken, und 
müssen uns daran genügen lassen, insofern wir die Sicherheit 
nicht weiter zu treiben vermögen. Täglich, stündlich aber übt 
sich der Mensch, Alles, was ihm begegnet, auf seinen verhältniss- 
mässigen Beitrag zur Vermehrung, Erhaltung oder Verminderung 
des menschlichen Glückes, kurz auf seinen Lust- und Unlustertrag 
anzusehen. Ohne dass er es weiss, rechnen sich in seinem Ge- 
fühle Lust- und Unlustresultate für ein Ganzes von Erfolgen her- 
aus, so dass er zu Werthbestimmungen der Dinge kommt, er 
weiss selbst nicht wie, und oft ohne dass der Verstand etwas dazu 
getbnn zu haben scheint; obschon derselbe weder überall müssig 
dabei ist noch sein soll. Inzwischen reichen die Mittel, die dem 
Einzelnen für Gewinnung richtiger Werthbestimmungen zu Gebote 
stehn, nicht weit, und so fusst er in der Hauptsache auf VVerth- 
bestimmungen, die sich durch die Erfahrungen und Ueberlegungen 
einer Gesammtheit im Laufe der Geschichte festgestellt haben; 
wozu er doch selbst etwas beitragen kann, um sie fester zu stellen 
oder abzuändern.  
Ob man den Werthbegriff auf die Bedingungen der Lust oder 
auf die Lust selbst beziehen Wlll, ist sachlich gleichgültig, wenn 
man die Bedingungen doch nur nach Massgabe ihres Lustertrages 
schätzt. Der Werth oder Unwerth einer Lust aber, wonach sie 
verdient angestrebt zu werden oder nicht, ist gemäss dem allge- 
meinen Princip der Güte nicht blos nach ihrer eigenen Grösse zu 
bemessen, sondern auch nach der Grösse der Lust oder Unlust, 
als deren Quell sie angesehen werden kann. Wir sagen insofern, 
dass eine Lust Quell von Lust oder Unlust sei, als ihr Dasein an 
Bedingungen hängt, oder mit solchen zusammenhängt, welche 
Lust oder Unlust zur Folge haben, wie z. B. die Lust am Wohl- 
thun mit Antrieben zusammenhängt, welche geeignet sind, die 
Lust in der Welt zu mehren, die Lust an der Grausamkeit mit 
Antrieben, welche geeignet sind, sie zu mindern; die Lust an 
einem mäSSigen Genusse mit einer solchen Erhaltung des Men- 
sehen, welche ihn fähig macht, auch künftig Lust zu geniessen 
und zu schaffen, die Lust an einem unmässigen Genusse mit einer 
solchen Störung der Gesundheit, dass dadurch um so grössere 
Unlust herbeigeführt wird. Als schlecht, mithin von negativem 
Werthe, ist hiernach überhaupt eine Lust zu erklären, insofern 
die Voraussetzung besteht, dass sie nach den Bedingungen, an
	        
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