Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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braucht man in solchen Fällen gut und schön gleichbedeutend, 
sagt demnach eben so oft: das schmeckt gut, riecht gut, als, das 
schmeckt schön, riecht schön; das nimmt sich gut aus, als das 
nimmt sich schön aus. 
Anderseits kann man gemäss schon oben gemachter Bemer- 
kung eine Einrichtung oder Handlung, die man mit Rücksicht auf 
ihre voraussetzlichen Folgen gut nennt, auch schön finden, in- 
sofern man sie sich im Zusammenhange mit ihren Folgen so vor- 
führt, dass die Vorstellung davon einen unmittelbaren Lustein- 
druck macht. Man muss nur, um begriffliche Klarheit zu behalten, 
immer ins Auge fassen, aus welchem Gesichtspuncte man 
ein- und dasselbe bald schön, bald gut nennt, und wird die 
angegebene Unterscheidung beider Begriffe dann immer bestätigt 
finden. 
Mit dem Begriffe der Güte steht in engster Beziehung der Be- 
griff des Werthes. Kurz kann man unter Werth den Massstab 
der Güte verstehen. Als solcher ist er zugleich ein Massstab des 
Lustertrages, den wir an die Dinge, Handlungen, Verhältnisse an- 
legend), mit Rücksicht, dass verhütete oder gehobene Unlust 
gleich gilt mit erzeugter Lust. Mit andern Worten: wir messen 
den Dingen und Verhältnissen einen Werth bei, nach Massgabe 
als sie zum menschlichen Glücke beitragen oder Unglück ver- 
hüten, tilgen. 
Dass wir den Lustertrag nicht mathematisch abschätzen 
können Hi), ändert nichts im Begriff des Werthes; wir können 
den Werth der Dinge eben auch nicht mathematisch abschätzen, 
beide Schätzungsmängel, will man sie dafür halten, gehen sich 
nicht nur parallel, sondern laufen auf dasselbe hinaus. Doch 
können wir theils nach verständiger Erwägung, theils nach einem 
aus den gesannnten Erfahrungen und Belehrungen resultirenden 
Gefühle, welches im Allgemeinen viel bestimmender und oft viel 
sichrer als jene ist, die Schätzung eines Mehr oder Weniger des 
 Beim Tauschwerllie oder Preise kommt die Schwierigkeit der Be- 
Schaffung als Faclor in Mitrechnung. 
w") Ein eigentlich mathematisches (unstreitig nur psychophysisch mög- 
liches) Mass der Intensität der Lust und Unlust dürfte sich erst im Zusam- 
menhange mit einer Erkenntniss der allgemeinen Grundursache von Lust 
und Unlust linden lassen. Bis dahin kann es sich nur um Schätzung von 
Mehrbder Weniger handeln.
	        
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