Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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lichen Folgen, die es verspricht, bezeichnen will.  Von dem- 
selben Gemälde sagt der Eine vielleicht, es ist ein schönes, der 
Andre, es ist ein gutes Gemälde. Sie wollen der Sache nach wohl 
dasselbe ausdrücken, aber der Eine fasst das Gemälde hiebei, wie 
es wirklich durch seine Gegenwart Lust bringt, der Andre fasst es 
auf als solche Eigenschaften besitzend, dass es unter den erforder- 
lichen Umständen Lust bringen kann , ohne in seinem Ausdrucke 
etwas von der gegenwärtigen Lustwirkung des Gemäldes anzu- 
deuten.  Man nennt ein Haus schön gebaut, wenn es in solchen 
Verhältnissen gebaut, so verziert ist, dass es unmittelbar Lust 
durch seinen Anblick gevrahrt. Doch könnte ein solches Haus so 
gebaut sein, dass es über kurz oder lang über unsern Köpfen zu- 
sammenstürzte oder beim Gebrauche Unbequemlichkeiten nach 
sich zöge, die grösser wären als die Lust, die uns sein Anblick 
jetzt gewahrt. Dann würden wir es doch nicht gut gebaut heissen 
können; auch schön aber würden wir es nicht finden, wenn sich 
seine schlechte Bauweise im unmittelbaren Eindruck-so geltend 
machte, um die Unlust der Folgen associationsweise darauf zu 
übertragen.  Ich hörte jemand sagen: nwenn man den Wein- 
stock ringelt, so werden die Trauben früher reif und grösseixa 
wDas ist freilich recht sohöngr erwiederte ein Andrer; naher ich 
halte es doch nicht für gut; er wird von dieser unnatürlichen Be- 
handlung leiden und man im Ganzen mehr dabei verlieren als 
gewinnennc Mit dem Ausdrucke schön bezog er sich hiebei auf 
den unmittelbaren Lustgewinn, mit dem Ausdruck gut auf den 
gesammten Gewinn mit Einschluss der Folgen.  Wenn eine 
Sache, die uns längere Zeit Schwierigkeiten gemacht hat, endlich 
in rechter Weise zu Stande gekommen, oder ein Uebel, was uns 
längere Zeit geplagt hat, endlich gehoben ist, wird man trotz des 
unmittelbaren Gefallens, was man hieran hat, doch nicht sagen: 
anun ist's Sßhöna, sondern vnun ist's gute; sofern uns der Zusam- 
menhang des Erfolges mit dem Ablauf der gehobenen und für die 
Folge beseitigten Schwierigkeiten oder Uebelstände noch lebhafter 
vor Augen tritt, als der jetzige erfreuliche Erfolg selbst. 
Da bei der Güte die unmittelbaren Lustwirkungen, Wo Solche 
vorhanden sind, immer auch mit in Betracht kommen, so werden 
sie natürlich allein in Betracht kommen, wo sie allein vorhanden 
sind , oder wo kein bestimmter Anlass ist, ausser ihnen vielmehr 
an Folgen im Sinne der Lust oder Unlust zu denken. Und so
	        
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