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Heile der Menschheit, d. i, ihrer Glückseligkeit aus höchsten und
letzten Gesichtspuncten getroffen habe, ja selbst das Unheil in
diesem Sinne wendefi)
Vortheilhaft, nützlich, zweckmässig und andere
praktische Kategorieen ordnen sich dem weitesten Begriffe des
Guten mit der Bestimmung unter, nur mit Rücksicht auf einen
mehr oder weniger bestimmten und beschränkten Kreis von Zu-
sammenhängen und Folgen, und vielmehr in Bezug auf äussere
Dinge und Verhältnisse, als auf solche angewandt zu werden,
welche in den Kreis des Guten im engem Sinne, des ethisch
oder sittlich Guten fallen, wogegen für besondre Bestimmthei-
ten des letzteren die ethischen Kategorieen, als wie ehrlich,
rechtlich, treu, gewissenhaft, wohlthätig, grossmüthig, edel u. s. w.,
kurz alle Tugendhezeichnungcn gelten.
Wenn das sittlich und göttlich Gute unter eine gemeinsame Kategorie
mit so vielem andern Guten gebracht, hiermit dieser ganzen Gemeinsamkeit
nur untergeordnet erscheint, so benimmt diese begriffliche Unter-
ordnung seiner sachlichen Höhe nichts; da eine höchste Stufe sachlich
immervdie höchste bleibt, trotz dem, dass sie begrifflich mit niedern Stufen
unter einen gemeinsamen Begriff tritt; ja ohne das könnte sie den Bang einer
höchsten gar nicht einnehmen.
Will man das ethisch Gute als das erklären, was in der Gesinnung und
dem Willen des Menschen dem göttlichen Willen gemäss ist, so widerspricht
diese Erklärung der obigen sachlich nicht, kann aber nur in der Religion am
Platze sein. Immer wird man danach noch zu fragen haben: was ist denn im
Sinne des göttlichen Willens? und selbst wenn man diese Frage durch die
40 Gebote und das Wort der Bibel: vliebe Gott über Alles und deinen Näch-
s) Freilich geräth man mit der Weise, wie theologischerseits versucht
wird , die Allmacht und Güte. Gottes, beide zugleich, mit dem Dasein des
Uebels in derWelt zu vereinbaren , in unlösliche Antinomieen. Meinerseits
glaube ich, dass das Uebel in der Welt weder durch den Willen noch durch
Zulassung Gottes, sondern durch eine metaphysische Nothwendigkcit der
Existenz besteht, dass aber eben so nothwendig und in Zusammenhang da-
mit eine Tendenz in der Welt besteht, dasselbe immer mehr zu heben, zu
bessern, zu versöhnen , und dass über aller einzelnen menschlichen bewuss-
ten Tendenz in dieser Richtung die allgemeinere höhere ins Unendliche rei-
chende göttliche besteht, worin nun eben die Güte Gottes beruht; was wei-
ter auszuführen und näher zu begründen doch hier nicht der Ort ist, da
sich's hier nicht handelt, die Sache der Güte nachzuweisen, sondern ihren
Begriff dem der Schönheit gegenüber zu erläutern. Giebt es einen Gott
und eine Güte Gottes, so wird sie jedenfalls nur wie oben zu verstehen sein,
soll sie überhaupt verstanden werden.