11
lmmer bleibt dem Begriff des Schönen auch in dieser engsten
Fassung anders als dem Begriff des Guten an sich wesentlich, un-
mittelbar Gefallen und hiermit Lust wecken zu können; aber
nicht jedes Gefallen, jede Lust ist mit Rücksicht auf die Folgen
und Zusammenhänge gleichwerthig, hiermit gleich gut. Diess wird
in dem späteren Abschnitte über den Geschmack eingehender be-
sprochen.
Hiernach hindert nichts, dasiwahre Schöne, was also werth
ist (lefallen zu wecken, in höchster Instanz aus Gott abzuleiten,
von dem ja zuletzt Alles abzuleiten sein wird und in dem sich
schliesslich Alles abzuschliessen und zu gipfeln hat, dasselbe mit
werthvollsten höchsten Ideen in Beziehung zu setzen, als Ausdruck
(lersellaen im Irdischen, Sinnlichen zu erklären; nur können wir
nach unserm Gange von Unten nicht mit solchen Erklärungen an-
fangen, und müssen uns doch des Viertes sch ön der Kürze halber
vom Anfange herein bedienen, um damit auf eine Leistung hinzu-
weisen, auf die jeder auch ausserhalb der Aesthetik und Kunst-
lehre gewohnt ist, sich dadurch gewiesen zu finden.
Ein einfaches Merkmal, was die Dinge schön im weitsten oder
engsten Sinne macht, gieht es überhaupt nicht, hingegen viele
Versuche, das Wesen oder den Kern der Schönheit aus diesem
oder jenem Gesichtspuncte durch eine einfache Phrase treffend zu
bezeichnen. Die Systeme der Aesthetik von Oben pflegen von
einem solchen Versuche auszugehen, überbieten, bestreiten sich
darin und kommen damit nicht zu Ende. Die Aesthetik von Unten
hat dafür nach dem, was früher über ihren Charakter gesagt
ist, von vorn herein nur Erklärungen zur Erläuterung des
Sprachgebrauches, um sich über die Gesetze klar aussprechen zu
können, nach denen etwas gefällt und gefallen soll, und die An-
Spruch machen, bei jedweder Begriffsbestimmung des Schönen
überhaupt richtig zu bleiben.
Gewiss ist, dass, in welcher Weite immer der lebendige
Sprach- und Begriffsgebrauch den Begriff der Schönheit fassen
Iliag, er nicht auf Ursprung und wesentliche Beschaffenheit, son-
dern Leistung des Schönen in Lust Bezug nimmt; und es ist
efläuternd, den Begriff der Schönheit in dieser Beziehung mit dem
der Heilsamkeit zusammenzustellen. Auch dieser hat sich nur in
Beziehung auf eine gewisse Leistung der Mittel gebildet und ist
klar und sachgemäss nur in Beziehung auf diese festzustellen,
Fechner, Vorschule d. Aesthetik. 2