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einzugehen sich Anlass genug bieten wird. Auch in diesem enge-
ren Sinne aber wird der Ausdruck schon um so lieber von einem
Gegenstande gebraucht, je voller und reiner sein Lusteindruck
ist, und werden Schattirungen desselben durch besondre ästhe-
tische Kategorieen gedeckt, in deren Erörterung die Lehrbücher
der Aesthetik eine ihrer Haugßaufgaben zu suchen pflegen. Wenn
aber Manche den Ausdruck schön im engeren Sinne blos auf
Kunstwerke (als Schöpfungen des Geistes) angewandt wissen
wollen, so ist diess eine willkührliche Beschränkung, welche der
allgemeine gebildete Sprachgebrauch nicht theilt, und wogegen
die Schönheit eines lebendigen Menschen wie einer Landschaft sich
füglich wehren darf. Das hindert nicht, Unterschiede zwischen
Naturschönem und Kunstschönem anzuerkennen; aber dazu hat
man eben beide Worte, um beides zu unterscheiden. Gewiss
ist nur, dass der Begriff der Schönheit im engeren Sinne sich
öfter durch das Kunstschöne als Naturschöne erfüllt findet, was
naher zu betrachten andershin gehört.
Jedoch man hat noch von einem Begriff des Schönen in einem
engsten Sinne zu sprechen. Mit den vorigen Bestimmungen
kommen wir nicht über die Subjectivität des Schönen heraus;
der Eine kann danach noch schön finden, was der Andere von
dessen Gebiete ausschliesst. Nun aber soll nicht Alles gefallen,
was gefallt, es gibt nicht blos Gesetze, nach denen sich Gefallen
und Missfallen thatstichlich richten, von denen künftig zu reden
sein wird, sondern auch Fodernngsgesetze des Gefallens
und Missfallens, darauf bezügliche Regeln des guten Geschmackes,
und davon abhängige Regeln der Erziehung des Geschmackes, die
mit erstern Gesetzen nicht in Widerspruch stehen, vielmehr solche
nur in rechter Richtung zu verwerthen haben. Zur Begriffsbe-
stimmung des Schönen in einem engsten Sinne, des wahrhaft
Schönen, des achten Schönen, was nicht blos aus höherm
Gesichtspuncte gefallt, sondern auch Recht hat zu gefallen, ha_t
man auch den Werth der Lust, die in das Gefallen mit eingeht,
zuzuziehen, wonach der Begriff des ächten Schönen einer wesent-
lichen Mitbestimmung durch den Begriff des Guten unterliegt,
wovon der des Werthes in später zu betrachtender Weise
abhängt. Kurz wird man sagen können: im Begriffe des
Schönen im engsten Sinne kreuzen sich diexlällgemeinbegrifle des
Schönen und Guten, indess sie sonst über einander hinausgreifen.