volleren gedeihlicheren Einrichtung, Bildung, Stimmung des Gei-
stes möglich, als mit andern, und kann zu einer werthvolleren
oder minder werthvollen Einrichtung der Aussenwelt führen. Was
überhaupt der Verstand durch Ueberlegung als das Zweckmässigsle,
das Besste im Ganzen erkennt, soll dem Gefühl unmittelbar so er-
scheinen und demgemässe Antriebe und Stimmungen wecken.
Sei es nun ein Gegenstand der Mode, Kunst oder Natur, er
wird sich immer aus dem Gesichtspuncte betrachten lassen, ob das
Gefallen daran in vorigen Beziehungen gut oder nicht gut ist, und,
insofern wir uns darüber zu entscheiden vermögen, wird sich der
Geschmack danach billigen oder verwerfen, der eine Geschmack
dem andern vorziehen oder nachsetzen lassen.
In unzähligen Fällen nun werden wir eine solche Abwägung
zu schwierig finden, um ein entscheidendes Resultat zu geben.
Dann leistet uns das Princip nichts weiter, als dass es uns weise
genug macht, uns des Urtheiles zu bescheiden. Und diese Weis-
heit und Bescheidenheit ist inunser Gefühl selbst übergegangen,
wenn es so oft nicht wagt sich zu entscheiden, wir nicht sagen
können, ob uns etwas gefällt oder nicht gefällt, indess wir doch
wissen oder fühlen, dass es ein Gegenstand des Gefallens oder
Missfallens ist. Aber in manchen Fällen ist doch auch das Urtheil
nach dem Massprincipe der Güte leicht, wenigstens mit relativer
Sicherheit, zu fällen, und jedenfalls ist jede Abwägung danach
vorzunehmen, jeder Streit auf dieser Grundlage zu führen, falls
man streiten will.
Wenn den Chinesen an ihren Damen verkrüpelte Füsse, an
ihren Würdenträgern und Götzen dicke Bäuche gefallen, so möchte
man immerhin in Zweifel sein, ob dieser Geschmack nicht un-
mittelbar ehen so lustgehend für sie als für uns der gegentheilige
ist; doch wird ihr Geschmack schlechter als unsrer und über-
haupt schlecht zu nennen sein, weil ein Geschmack, der am Un-
gesunden, Nachtheiligen Wohlgefallen linden lässt, die Vorstellung
der Würde und Erhahenheit an sinnliche Fülle und Schwere
knüpfen lässt, zu keinen guten Folgen führt und mit keinem guten
Sinne zusammenhängt. Um so mehr sind alle unsittlichen Dar-
stellungen von schlechtem Geschmack. Sie mögen dem und jenem
gefallen, ja unmittelbar so viel Lust gewähren, als dem Sittlichen
sittlicherc Darstellungen; aber es ist. nicht gut, ClEISS Sie ihm
gefallen, und eben darum nennen wir seinen Geschmack einen
Fechner, Vorschule d. Aesthetik. 17