Volltext: Vorschule der Aesthetik (Theil 1)

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und überträgt diess auf die Bedingungen der Lust und Unlust; in- 
dem er mehr oder weniger mit der Gegenwart auch die Folgen 
bedenkt. Bei dem grossen Interesse, welches hiernach der Lust- 
und Unlustertrag der Dinge und Verhältnisse für ihn hat, findet 
er aber auch Anlass, Begriffe und Ausdrücke in Bezug darauf 
zu bilden. 
Nun giebt es manche Begriffe und mithin Ausdrücke, Welche 
auf die Dinge und Verhältnisse nach Massgabe bezogen werden, 
als sie einen gegenwärtigen oder unmittelbaren Lust- 
oder Unlustertrag gewähren, so nach der Lustseite angenehm, 
anmulhig, ansprechend, lieblich, reizend, niedlich, hübsch, 
schon u. s. w., denen eben so viele nach der Unlustseite ent- 
sprechen. Beide fassen wir als ästhetische Kategorieen zu- 
sammen und unterscheiden sie als positive und negative. 
Andere giebt es, welche sich auf den Lust- und Unlustertrag der 
Dinge und Verhältnisse mit Rücksicht auf den Zusammen- 
hang und die Folgen derselben beziehen, sofern diese ihrer- 
seits einen lustvollen oder unlustvollen Charakter tragen können, 
die Rücksicht auf den gegenwärtigen Ertrag- dabei nicht ausge- 
schlossen, so nach der Lustseite: vortheilhaft, nützlich, zweck- 
massig, gedeihlich, heilsam, segensreich, werthvoll, gut u. s. w., 
denen als po si ti ven wiederum nicht minderviele n egati ve nach 
der Unlustseite entsprechen. Beide fassen wir als praktische 
Kategorieen zusammen, sofern sie vorzugsweise für die Richtung 
unsers Handelns von Belang sind. 
Von vorn herein, ohne schon die vorigen Bestimmungen über 
die beiderlei Hauptkategorieen vor Augen zu haben, könnte man 
etwas Räthselhaftes in ihrem Verhältnisse finden. Gewiss erschei- 
nen nach vorgreillicher Ansicht die positiven ästhetischen Katego- 
rieen verwandter mit den positiven als mit den negativen prakti; 
sehen, entsprechend bei Vertauschung von positiv und negativ. 
Man wird angenehm und schon vielmehr mit nützlich und gut, als 
mit schädlich und schlimm auf dieselbe Seite legen wollen, und 
doch kann etwas Angenehmes sehr schlimm, etwas Unangenehmes 
sehr gut sein. Wie reimt sich das? Sehr einfach, wenn man auf 
die obigen Bestimmungen zurückgeht. Der gegenwärtige Luster- 
trag kann ja von einem grösseren Unlustertrag, der gegenwärtige 
Unlustertrag von einem grössern Lustertrag in Folgen überboten 
werden. Die gemeinsame Beziehung der beiderlei Kategorieen zu
	        
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