und kommen zum Theil damit in Conflict. Nach Massgabe als ein
Eindruck stärker ist und öfter wiederkehrt, stumpft sich seine
Wirkung ab, und jeder Reiz kann so weit gesteigert und so oft
wiederholt werden, dass die Gränzen, innerhalb deren eine An-
passung an ihn in obigem Sinne bestehen kann, überschritten
werden. Daher ist die Gewöhnung an Lustreize doch im Allge-
meinen nicht mit Steigerung ihrer Lustwirkung verbunden, und
gibt sich mehr durch die Unlust bei ihrem Wegfall als die Lust bei
ihrer Einwirkung auf das abgestumpfte Gefühl zu erkennen; daheu
hängt man in gewisser Weise an Gewohnheiten und möchte doch
auch wieder aus den Gränzen des Gewohnten heraus neu angeregt
sein; daher kann durch zu starke und oft wiederholte Eindrücke
auch Ueberdruss, Uebersättigung, Uelaerreizung, Lähmung ent-
stehen. Hieraus gehen sehr mannichfaltige Verhältnisse hervor,
die zu verfolgen weit führen würde; es konnte aber hier genügen,
an die allgemeinsten Gesichtspuncte, denen sie sich unterordnen,
erinnert zu haben.
Nun greifen durch jede Zeit, jedes Land, jeden Stand, jedes
Geschlecht und Alter andre Umstände, Verhältnisse dauernd oder
in bestimmter Wiederholung durch; und geben dadurch auch zu
andern Richtungen der Gewöhnung und hiermit andern Bestim-
mungen des Geschmackes", so weit er von der Gewöhnung ah-
hängt, Anlass.
Viertens. Dass von den einfachsten sinnlichen Reizen alle
Menschen angeborener Weise wenn nicht in ganz gleicher, doch
ziemlich gleicher Weise angesprochen werden, ist oben erinnert
worden. Nach Massgabe aber als der Reiz niederer und gröberer
Eindrücke durch wiederholte Beschäftigung damit sich abstumpft,
tritt bei Denen, die überhaupt für feinere und höhere Eindrücke
empfänglich sind, auch das Bedürfniss einer Beschäftigung mit
solchen ein, so dass allmälig immer feinere Bestimmungen und
höhere Beziehungen einen Eindruck zu machen anfangen, die
anfangs keinen machten, indess zugleich der ästhetische Ein-
druck der gröbern Bestimmungen und niedern Beziehungen
zurücktritt.
So tritt schon für den Weinkenner allmälig der plumpe Ge-
schmack an Spiritus und Süssigkeit zurück und wird er dafür um
so empfänglichei- für die feinern Bestimmungen des Geschmackes;
der Gourmand macht sich nichts mehr aus den Klössen, die unsern